KRYPTERIA Interview 2011

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KRYPTERIA - Das Interview April 2011

Das neue Album "All Beauty Must Die" ist ab 22. April unter anderem als limitierte Special-Edition erhältlich!

Das bereits 4. Album seit Gründung im Jahr 2005, stellt die Rockband KRYPTERIA jetzt vor und es wird ihrer Karriere weiteren Auftrieb geben.
Wir haben aus diesem Anlass mit den Bandmitgliedern Frank Stumvoll, S.C. Kuschnerus, Chris Siemons und der charmanten Ji-In Cho natürlich über "All Beauty Must Die", ihr eigenes Label und die Zusammenarbeit mit Doro Pesch geplaudert.
   

"Wir haben in den letzten Jahren die hässlichen Seiten des Musikgeschäfts gleich mehrfach mit voller Härte zu spüren bekommen ...., aber uns gibt es noch." - Ji-In Cho

 
 
 
 

 
Mira Sommer für HELL-ZONE (HZ): Hallo, Krypteria, schön dass ihr euch die Zeit für ein Interview genommen habt!
Frank Stumvoll: "Es ist uns ein Vergnügen, Mira!" 
 

HZ: Euer aktuelles Album "All Beauty Must Die" erscheint am 22. April in den Läden. Wer sich die neue  Scheibe anhört, dem wird ein Thema besonders auffallen: Freiheit. Fast jedes Stück schreit danach. Wie wichtig ist das Thema Freiheit für euch?
"All Beauty Must Die" Cover Krypteria 
S.C. Kuschnerus: "Wenn man sich entfalten will, ist ein gewisses Maß an Freiheit einfach unverzichtbar. Das gilt aber nicht nur für Musiker, sondern eigentlich doch für jedes Wesen. In den Texten wie in der Grundstimmung eines Krypterialbums spiegelt sich immer auch das wider, was wir speziell in der jeweils jüngeren Vergangenheit erlebt haben. Und da die letzten zwei Jahre wahrlich kein Zuckerschlecken für diese Band waren und wir uns phasenweise wie angekettet fühlten, war dies natürlich prägend."
Ji-In Cho: "Wir haben in den letzten Jahren die hässlichen Seiten des Musikgeschäfts gleich mehrfach mit voller Härte zu spüren bekommen. Die meisten Bands wären vermutlich daran zerbrochen, aber uns gibt es noch. Allen Intrigen und Sabotageversuchen haben wir getrotzt, sie haben uns als Einheit nur noch enger zusammen geschweißt."
S.C. Kuschnerus: "Und deshalb zieht sich diese Sehnsucht, dieser Wunsch nach Befreiung wie ein roter Faden durch „All Beauty Must Die“. Allerdings beschreiben wir dabei natürlich nicht explizit die Erfahrungen die wir gemacht haben, sondern dieses Gefühl, das doch vermutlich jeder kennt."   

HZ: Das Album wurde vom Label Liberatio Music herausgebracht, und hinter diesem steckt Christoph Siemons, Krypteria-Gitarrist, -Produzent und ebenso Label-CEO. Unschwer am Namen zu erkennen, verbirgt sich auch in diesem das Wort Freiheit. Wie kam es zum Labelwechsel?
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Chris Siemons:"Das alte Plattenfirmenprinzip mit seinen Mechanismen hat sich weitestgehend totgelaufen, die absoluten Weltstars vielleicht ausgenommen. Nicht nur aufgrund der veränderten Medienlandschaft muss man sich zumindest als Rockband heutzutage gut überlegen, ob man sein Schicksal an solch ein Auslaufmodell ketten will. So ist auch elementares Element bei unserem neuen Album, dass wir jetzt endlich unser eigener Chef sind und uns mit unserem eigenen Label „Liberatio Music“ selbstständig gemacht haben. Das bringt natürlich unglaublich viel Arbeit mit sich, gibt uns aber auch die Freiheit, Entscheidungen zielgenau und nicht nach Schema F zu treffen. Eigentlich hätten all die zusätzlichen Aufgaben uns bremsen müssen, aber unsere neue Eigenverantwortlichkeit hat uns einen unheimlichen Auftrieb verliehen."
Ji-In Cho: "Ich bin davon überzeugt, dass die Tatsache ein eigenes Label gegründet zu haben, auch die Musik subtil beeinflusst hat und wir deswegen mit einem total befreiten Gefühl ans Songwriting gegangen sind. Es ist einfach wunderbar, völlig losgelöst von irgendwelchen Dritten sich einfach nur von seinen Spinnereien treiben lassen und jedes auch so kleinste Detail selbst entscheiden zu können. Ich denke, ich spreche da auch für die Jungs: Wir haben diese Phase sehr genossen und sie brachte uns noch näher zusammen."
S.C. Kuschnerus: "Und sollten wir den Karren trotzdem vor die Wand fahren, dann saßen wir wenigstens selbst am Steuer (lacht)."
 

HZ: Die Düsseldorfer Metalqueen Doro Pesch, die ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feierte, und Tobias Exxel, Bassist der Metalband Edguy, sind auf dem Album als Gastmusiker zu hören. Meist steckt eine besondere Geschichte hinter solch einer Zusammenarbeit. Wie war es bei euch?
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Ji-In Cho: "Mit Doro singe ich ein Duett im Song „Victoria“ und bei „Higher“ ist der großartige Gitarrendreikampf zu hören. Mit Doro tourten wir letztes Jahr ziemlich viel und ich hatte vor zwei Jahren auch schon die Ehre auf ihrer Jubiläumssingle und dem dazugehörigen Konzert in Düsseldorf zu singen. Wir alle mögen Doro sehr und es ist eine wunderbare Freundschaft entstanden. Als sie mal bei uns im Studio war, spielten wir ihr „Victoria“ vor und weil sie diesen Song sehr geil fand, haben wir uns überlegt doch direkt ein Duett daraus zu machen. Da Doro ein absoluter Herz-Bauch-Mensch ist, brauchte es nicht lang und der Song war im Kasten!
Mit Eggi sind wir befreundet, seit wir uns vor vielen Jahren mit Edguy mal eine Garderobe teilten. Jeder, der Eggi kennt, muss ihn mögen, und wir sind sehr glücklich, dass es zeitlich endlich geklappt hat, diesen großartigen Musiker bei uns auf die Scheibe zu packen! Es war sehr spannend zu sehen oder vielmehr zu hören, wie alle drei beteiligten Gitarristen ihre Solostellen kreierten und ich kann mich an ihnen nicht satthören!
 

HZ: Eine weitere Besonderheit schmückt die LP. Für die musikalische Interpretation von Sebastian Fitzeks Thriller "The Eye Collector" gibt jeder von euch mal den Ton an: Leadvocals für die ganze Band. Das bringt uns zu der Frage eures musikalischen Backgrounds: Wie kamt ihr zur Musik und zur Band?
S.C. Kuschnerus: "Wir drei Jungs haben unsere musikalischen Wurzeln in der eher kernigeren Ecke und hatten schon in den Neunzigern zusammen in einer Band gespielt, in der Frank übrigens der Leadsänger war.
Ich hatte zwischenzeitlich das Vergnügen, den Bösewicht in einigen recht großen Musicalproduktionen zu geben, nur Chris hat sich mit Leadgesang bis dato vornehm zurückgehalten. Aber bei „The Eye Collector“ konnten wir ihn endlich überzeugen, einen der Gesangscharaktere zu übernehmen.
Doch zurück zu den Anfängen: Ji-In hatte schon vor ihrem Gesangs- und Klavierstudium seit jeher in verschiedensten Bands und Formationen auf der Bühne gestanden und genauso wie wir alle die wenig aufsehenerregende Ochsentour durch ranzige Clubs und abstruse Festivals absolviert. Ende 2004 haben wir sie dann mit einer Familienpackung Kinderschokolade nach Krypteriapolis gelockt und seitdem bleibt uns nun kaum noch Zeit für etwas anderes als diese Band. Das gefällt uns aber ehrlich gesagt auch ganz gut so (lacht)."
Chris Siemons:"Unser erstes gemeinsames Lebenszeichen war dann Anfang 2005 der Song „Liberatio“, der von RTL als Spendenaufrufshymne zu Gunsten der Opfer des Tsunami in Südostasien ausgewählt worden war. Wir konnten seinerzeit über eine Viertel Million Singles verkaufen, deren Erlös natürlich komplett in die Tsunamihilfe floss.
Als nächstes verschlug es uns nach Asien, wo wir beispielsweise in Korea, der Heimat von Ji-Ins Familie, auf Platz Eins der Albumcharts landeten und die WM-Hymne der koreanischen Nationalmannschaft stellen durften. Jetzt sind wir im mittlerweile siebten Jahr in unveränderter Besetzung zusammen und lassen unser bereits viertes Album auf die Menschheit los. Und wie Du schon sagtest stand für unser Elf-Minuten-Opus „The Eye Collector“ der psychologische Thriller „Der Augensammler“ des Bestsellerautors Sebastian Fitzek als Inspiration Pate. Ich hatte mir bei ihm persönlich den Segen dazu geholt und glücklicherweise scheinen wir ihn mit der Umsetzung nicht enttäuscht zu haben. Ganz im Gegenteil, er bezeichnet den Song als kunstvolle dunkle Minioper, was uns natürlich sensationell freut."
 

HZ: Seit eurem Debüt vor sechs Jahren veröffentlicht ihr alle zwei Jahre ein Album. 2005 war es "In Medias Res", 2007 folgte "Bloodangel's Cry", 2009 schloss sich "My Fatal Kiss" an. Können wir uns also auf ein fünftes Album anno 2013 freuen?
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Frank Stumvoll: "Jetzt freuen wir uns erst einmal über unser 2011er Album (lacht).
Da wir bei „All Beauty Must Die“ aber für unsere Verhältnisse relativ kurzen Prozess gemacht und im Gegensatz zu den Vorgängerscheiben sehr schnell gearbeitet haben, könnte es sein, dass wir in Zukunft den Zweijahresrhythmus durchbrechen. Zumindest fühlt sich der neue, direktere Weg sehr gut an."
Ji-In Cho: "Und da bei uns anders als bei den meisten Bands alle vier Mitglieder gleichberechtigt und signifikant zum Songwriting beitragen, fehlt es uns eigentlich auch nie an Ideen oder Inspiration. 2013 klingt also gar nicht mal so unrealistisch." 
Frank Stumvoll: "Da aber „All Beauty Must Die“ gerade erst vor Ostern das Licht der Welt erblickt hat, sind wir jetzt erst einmal heiß darauf nach der Studioarbeit endlich wieder live von der Kette gelassen zu werden."
 

HZ: Ihr habt ja erst kürzlich ein neues Musikvideo herausgebracht. Wie wichtig sind Musikvideos im Allgemeinen?
 
Frank Stumvoll: "Um eine Band wie Krypteria greifbar zu machen, ist ein Musikvideo enorm wichtig.
Natürlich hat sich die komplette Musiklandschaft verändert und die Zeiten der 500.000-Dollar-Clips sind endgültig vorbei. Doch sollte man genau darauf achten, was man mit seinem Video sagen möchte und es nicht dem erstbesten Regisseur in die Hände geben. Wir sind mit unserem "Live To Fight Another Day" Clip sehr, sehr glücklich, sieht man mal von den kältebedingten roten Nasen ab (lacht)."
 
 

HZ: Seit MTV nicht mehr wirklich bzw .für jeden zugänglich im Privatfernsehen existiert, entbehren Musikvideos ihrer eigentlichen Grundlage - oder denkt ihr dass sich das Internet nun zugunsten der Verbreitung von Musikvideos auswirkt?
 
S.C. Kuschnerus: "Das Internet bietet Musikern und Fans eine früher undenkbare Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Man trifft sich nicht nur „on the road“, sondern kann online quasi in die Verlängerung gehen. Wir machen davon besonders auf unserer offiziellen Facebookseite immer mehr Gebrauch, kommunizieren täglich direkt mit unseren Anhängern aus der ganzen Welt. Wenn mich eine Band begeistert, will ich neben der Musik normalerweise mehr erfahren. Mich interessiert die Geschichte des Acts ebenso wie die Ausstrahlung. Und dazu gehören für mich Interviews, Fotos, Videos und in letzter Konsequenz dann natürlich auch ein Konzert."
 

HZ: In welcher musikalischen Genre-Richtung seht ihr euch heute?
 
Chris Siemons: "Ein Musikjournalist hat das Ganze mal als Melange aus kraftvollem Rock, allerlei Metal-Spielarten, gotischem Flair, klassischen Elementen sowie gregorianischen Chorälen bezeichnet. Da lag er nicht so falsch."
Frank Stumvoll: "Ich tue ich mich schwer damit, eine Band mit einer ähnlichen musikalischen Identität wie Krypteria zu finden. Und das, obwohl wir mit einer recht klassischen Besetzung am Start sind. Das macht die Suche nach der passenden Schublade nicht gerade leicht."
 
S.C. Kuschnerus: "Schön, hart, gewaltig! Deshalb ist Krypteria möglicherweise auch die perfekte Einstiegsdroge für all diejenigen, denen es nach härterer Gangart gelüstet, die aber trotzdem nicht auf Melodien, Grooves und Grazie verzichten möchten."
Ji-In Cho: "„Die Neue Gotische Härte“ hat die Fachpresse kürzlich auch mal getitelt. Das ist eine Umschreibung, die mir gut gefällt. Tatsächlich haben wir uns musikalisch bis heute immer weiterentwickelt, wir klingen mittlerweile organischer und intensiver. Solch eine Evolution empfinde ich allerdings als ganz natürlich, schließlich sind die Tourneen, die Festivals und die Einflüsse, die man auch in anderen Ländern erfährt, nicht nur auf der persönlichen Ebene sehr prägende Erfahrungen."
 
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 HZ: Triumphiert bei euch letztendlich die Pop-Komponente über die Gothic-Komponente?
S.C. Kuschnerus: "Für uns ist entscheidend, ob uns die Musik selber gefällt. Da wir alle Vier sehr auf knackige Hooks, Emotionalität und eine gesunde Portion Härte stehen, hat sich einfach unser Krypteriastil entwickelt. Das liegt sicherlich auch an der Musik, mit der wir aufgewachsen sind und die uns somit zweifelsohne auch beeinflusst hat – das waren doch meistens Künstler, auf deren Platten die genannten Attribute fast immer zu hören waren. Was unsere Wurzeln, unsere Besetzung, unsere Liveperformances und folglich auch unser Selbstverständnis angeht, sind wir eine waschechte Rockband. Ob man das Ganze musikalisch dann aber als Gothic Rock, Melodic Metal, Softcore oder Rumms mit Sahne bezeichnet, entscheiden Auge und Ohr des Betrachters. Aber irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit vermutlich, oder? Wir machen einfach das, wonach uns ist, und anscheinend gibt es in allen so genannten „Lagern“ Menschen, denen unser Album gefällt, da meckern wir natürlich nicht (lacht)."
 

HZ: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für euch und das neue Album!
 
Ji-In Cho:  " Dankeschön, Mira."

 

 

 

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