Interview mit M:A:M Markus A. Müller im Dezember 2004

am . Veröffentlicht in Interviews

Interview mit M:A:M Markus A. Müller (San Diego Music) 

Alter: 31 Jahre Geburtstag: 30. Januar 1973 Geburtsort: Leipzig Sternzeichen: Wassermann Beruf(ung): selbstständig (gelernter Erzieher, Veranstalter/DJ)

HZ
Wann war Dein erster Kontakt mit Musik überhaupt und warum hat Dich die melancholische, oder teilweise „abstrakte“ Art von Musik berührt?

M:A:M
Mein erster Kontakt mit Musik war vermutlich 1972, im Bauch meiner Mama. Da wurde der Grundstein gelegt, denke ich. Aufgewachsen bin ich mit Klassik und das war wahrscheinlich schon prägend. Und wie bei allen Kindern, kommt irgendwann der Tag, an dem sich Kinder gegen die Musik der Kindheit wehren. Das war mir dann mit 14, so richtig bewusst. Da fing es an, dass ich begann, mir selber Musik zu suchen. Das waren zum Beispiel Die Ärzte, Die Toten Hosen, Depeche Mode, The Cure, The Sisters of Mercy... Das waren so meine ersten Favouriten. Die Art von Musik mag ich weil es „anders“ ist. Es ist irgendwie immer ein Element enthalten, welches die ganze Musik verbindet.


HZ
Welche Band hat es Dir angetan? Lieblingsbands?

M:A:M
Heute? Nummer eins ist Haujobb. Ich will aber keine Wertung abgeben... Skinny Puppy, NIN, Depeche Mode, Front 242, Portishead, ...u.v.a.


HZ
Was verbindet Dich mit San Diego, oder Eternal Afflict?

M:A:M
Der Song hat mich als aller erstes aus den Socken gehauen. Das war, glaube ich, 1992 in München in einer popligen Diskothek. Aus Deutschland heraus entstand diese Erneuerung der schwarzen Musikrichtung und mit „San Diego“ habe ich die Musik lieben gelernt.


HZ
Welche Bands beeinflussen Deine Arbeit enorm?

M:A:M
Da nenn ich jetzt mal keine spezielle. Bands, die in der Lage sind, das zu machen, was sie für richtig halten. Eine Band, die das macht was sie für richtig hält, und nicht was die „Gesellschaft“ will. Beispiel dafür: Skinny Puppy...


HZ
Wann war Dein erster Konzertbesuch und wer war der Künstler bzw. Künstlerlin?( die Künstler?)

M:A:M
Boah... Gute Frage...La la la... Keine Ahnung... Das erste an was ich mich erinnern kann, war 1994 Front 242 in München.


HZ
Gibt es Bands, die Du sehr magst, aber nicht in der Disko spielst?

M:A:M
Hmmm... Ich versuche doch alle Bands zu spielen die ich kenne und mag. Aber es gibt Bands die ich nicht so oft spiele, z.B. Klee (deutschsprachiger elektronischer Gitarrenpop) und Klassik kann man auch kaum im Club spielen.


HZ
Wie lange machst Du diesen Job schon? Nennst Du es überhaupt Job?

M:A:M
Es ist in vielen Dingen schon ein Job aber auch eine Passion. Viele Dinge musst Du schon jobmäßig betrachten. Es ist aber gleichzeitig die Liebe zur Musik und deshalb kann ich es nicht nur als Job sehen. Ich mache das seit Juni 1995, sind also jetzt schon fast 10 Jahre.


HZ
Was ist für Dich Inspiration? Menschen, Augenblicke, Gefühle oder ähnliches?

M:A:M
Nummer eins sind auf jeden Fall die Menschen. Weiterhin aber auch Bücher, Filme, Erfahrungen, Erlebnisse und die Musik selber. Auch bestimmte Locations können Inspiration sein, zum Beispiel Das Werk II (die Vergangenheit, die aus den Gemäuern des Gebäudes strahlt *schwärm*).


HZ
Mit wem arbeitest Du zusammen? ( Clubs, andere Veranstalter)

M:A:M
Ich arbeite mit dem Dark Flower, der MoritzBastei, dem Werk II, der Factory in Magdeburg und dem Kato in Berlin zusammen. Weiterhin kooperiere ich mit Labels und Agenturen, wie zum Beispiel Plus Welt, Contribe, Dark Dimensions, Dependent, Out of Line und Accession. Ich buche Bands für die MB. Favouriten: Diary of Dreams, Stendal Blast, Icon of Coil, Haujobb, Kiew, Eternal Afflict, Soman, Absurd Minds, …


HZ
Wie endet für Dich ein erfolgreicher Abend?

M:A:M
Hmm... Es gibt zwei Faktoren: Einmal die Zufriedenheit des Publikums und dann darf man den wirtschaftlichen Erfolg des Abends nicht außer Acht lassen. Aber in erster Linie steht doch das Publikum und die Atmosphäre im Vordergrund.


HZ
Hast Du schon darüber nachgedacht ein eigenes musikalisches Projekt zu starten?

M:A:M
Ja. Aber es steht nicht an erster Stelle. Ich unterstütze die Bands lieber, dass sie publik werden. Wenn ich mal was eigenes mache, dann wird es ein elektronisches Projekt mit gesprochenen Texten. Mal gucken...


HZ
Lehnst Du Dich an Vorbilder an? Welche sind das?

M:A:M
Bei meiner Arbeit? Ein Vorbild von mir war mal der Erfinder vom Wave Gotik Treffen. Weil der ähnliches versucht hat, wie ich es versuche. Er hat versucht Kultur und Kommerz miteinander zu verbinden, was er im Endeffekt nicht geschafft hat. Ich war damals jung und naiv. Er hat viele Fehler gemacht aber dennoch viel erreicht. Irgendwann habe ich eigene Erfahrungen gemacht. Bis zu einem Gewissen Punkt war Michael Brunner (WGT Erfinder) aber mein Vorbild.


HZ
Bist Du in Deiner Arbeit kritikfähig?

M:A:M
Puhhh, wenn’s konstruktiv ist ja. Sachlich angebrachte Kritik, die zum Sinn und Zweck hat, etwas zu verbessern. Ich kritisiere Kollegen, aber sie kritisieren mich nur selten oder gar nicht, weil sie wahrscheinlich zu viel Respekt und Schiss haben. Wäre aber manchmal gut…


HZ
Könntest Du Dir vorstellen, Deine Arbeit über andere Ländergrenzen auszubauen?

M:A:M
Natürlich. Von mir aus. Überall hin. Ich habe bisher nur in Israel und Östereich aufgelegt, mit Duke Erez aus Tel Aviv.


HZ
Was wolltest Du schon immer mal tun? Was hat Dich bis jetzt davon abgehalten?

M:A:M
Ein eigenes Plattenlabel gründen. Bis jetzt hat mich die schlechte wirtschaftliche Situation in der MusikinDustrie davon abgehalten. Ich wollte auch schon immer mal nach Südamerika. Bisher hat allerdings die Zeit und das Geld gefehlt.


HZ
Suchst Du den Kontakt zum Publikum?( zu Gästen?) Wie?

M:A:M
Nicht auf Teufel komm raus. Aber inzwischen mehr als früher. Ich provoziere das Publikum gern, mit meiner Musik, meinem Auftreten und meinem Outfit. Die Musik erscheint mir wichtiger, als mit meinem Äußeren ins Publikum zu passen.


HZ
Was ist für Dich Ruhe? Trennst Du Deinen Job vom Privatleben, oder ist dieser Job Dein Leben?

M:A:M
Er ist mein Leben, aber Ruhe ist ganz immens wichtig. Spazieren gehen, schlafen, ein Buch lesen, in die Wanne gehen, das ist Ruhe auskosten. Meine Mietz Minka ist für mich auch Ruhe. Sie ist jetzt 14 Jahre, aber sie ist noch rüstig und knuffig, das Alter sieht man ihr nicht an.


HZ
Was bringt Dich aus der Ruhe?

M:A:M
Puhhh... Was bringt mich aus der Ruhe..? Es gibt vieles... unsachliche Kritik, Geläster, Starallüren von Musikern mit denen ich zu tun habe. Unprofessionalität. Und im Leben... Krach, Autos...


HZ
Welche Ziele verfolgst Du als DJ, als Mensch?

M:A:M
Hmm... Bewegung in die Szene zu bringen, Stillstand zu verhindern, Vergessenes wieder auszugraben, den Menschen Freude zu bereiten, sie ein Stück aus dem Alltag rausholen... Als Mensch ist die Frage ganz einfach zu beantworten, nicht umsonst da gewesen zu sein.


HZ
Hast Du eine Abfolge für einen Abend, oder passt Du Dich den Musikwünschen bzw. dem Publikum an?

M:A:M
Es gibt keinen festen Plan. Es gibt´ne Menge an Ideen und Gedanken bezüglich eines Abends in meinem Kopf. Das Publikum wird natürlich auch zu einem großem Teil mit einbezogen, Ich verbinde es mit meinen Vorstellungen.


HZ
Merkt man Dir Deine Stimmung an? Nimmt das Einfluss auf das Musikgeschehen?

M:A:M
Ich versuche es zu vermeiden. Ich habe auch Abende, an denen ich mich nicht so gut fühle. Dann konzentriere ich mich auf meine Musik. Wenn ich die Regler in der Hand habe, dann kann ich abschalten. Meine Musik motiviert mich. Das ist wie Zug fahren, einsteigen und losfahren. Ein Mitfahren im Zug. Er fährt mal schneller mal langsamer, mal hält er am Bahnhof und fährt weiter...


HZ
Hast Du neben der Musik noch andere Hobbies (Leidenschaften)? In welchem Umfang kannst Du diese ausleben?

M:A:M
Ich gehe schlafen, habe noch die Musik im Ohr, stehe auf, hab meinen Kaffee in der Hand und hab wieder Musik im Ohr. Hobbies: Malen, Schreiben, Zug fahren, Berge, Wald... Zeit diese Hobbies auszuleben, fehlt ein wenig.


HZ
Du hast doch eine Katze. Bekommt sie Dich, bei deinem etwas anderen Tagesablauf, überhaupt zu Gesicht?

M:A:M
Ja, so oft wie möglich.


HZ
Welche Erwartungen hast Du an die Zukunft. Was würdest Du gerne noch machen?

M:A:M
Weiter von und für Musik leben zu können. Zum Beispiel ein Label gründen oder ein eigenes Musikalisches Projekt starten. Bands mit denen ich gerne mal zusammen arbeiten würde: Skinny Puppy, Nine Inch Nails... *träum* Vielleicht auch mal ein Buch schreiben.


HZ
Wohin würdest Du gerne mal reisen?

M:A:M
Südamerika. Ganz viel... Afrika, Australien, Neuseeland, Tibet...


HZ
Ein Gast kommt zu Dir. Er wünscht sich ein Lied, welches Du überhaupt nicht leiden kannst. Spielst Du es trotzdem?

M:A:M
Nö...


HZ
Wie viele CDs hast Du ungefähr? Nimmst Du sie alle mit wenn Du auflegst?

M:A:M
Ich weiß es nicht mehr. 3000 vielleicht, so ungefähr. Das geht nicht , alle mitzunehmen. Ins Dark Flower nehme ich circa 800 CDs mit. Auf anderen Gigs nehme ich ca. zwischen 400 und 700 mit.


HZ
Gibt es Lieder bei denen Du Gänsehaut bekommst? Welche?

M:A:M
Eine schöne Frage. Gänsehaut ist der beste Indikator für ein Lied. Ein richtig gutes Lied muss Gänsehaut auslösen. Beispiele dafür wären das letzte Covenant Album, Stendal Blast, Seabound, „Endless II“ und der neue Song „Season“ von Scarecrow.


HZ
Wie viel Geld gibst Du im Monat für CDs aus? Bekommst Du von manchen Bands ab und an CDs geschenkt?

M:A:M
Das ist ganz unterschiedlich. Die meisten, die ich zum arbeiten brauche, bekomme ich so. Aber da es noch viele andere gibt, kann es schwanken, zwischen 0 und 400 Euro.


HZ
Verbindest Du die Farbe „schwarz“ bezüglich der KleiDung mit der Musik? Wie kleidest Du Dich selber?

M:A:M
Die Farbe schwarz ist die Farbe mit der die „Szene“ verbunden wird. Aber es wäre bedauerlich, wenn die Farbe Schwarz die einzige akzeptierte Farbe wäre. Ich trage gerne schwarz und trage auch gerne das Gegenteil. Weiß, Rot, Blau...


HZ
Hast Du schon immer vor gehabt, Dich beruflich in Richtung Musik zu bewegen? Hast Du vorher was anderes gemacht?

M:A:M
Ne, habe ich nicht immer vorgehabt. Aber irgendwie war das vorherbestimmt. Ich habe lange danach gesucht, was ich überhaupt machen will. Kinder habe ich schon immer gemocht. Von daher war es naheliegend Erzieher zu werden und meine Schwester hat das Selbe gemacht. Aber dann kam die Musik…


HZ
Legst Du Wert drauf, mal allein zu sein? In welchen Momenten?

M:A:M
Wenn ich Ruhe brauche und nicht arbeiten muss. Da bin ich sehr gerne allein. Da der Großteil meiner Arbeit beinhaltet, mit sehr vielen Menschen zusammen zu sein, brauche ich auch mal Abstand.


HZ
Was war bisher dein eindrucksvollstes Erlebnis als DJ?

M:A:M
Tel Aviv... Die Reaktion von den Leuten, die Atmosphäre. Oder WGT Eröffnungsparty, glaube 1996 oder 97... Generation Gothic Tour... Den Nitzer Ebb-Sänger McCarthy auf meiner Tanzfläche, er hat zu Coldplay “Clocks” getanzt *grins*


HZ
Was machst Du, wenn Du nicht gerade im Büro bist oder auflegen gehst/bist?

M:A:M
Schlafen, Essen, Spazieren gehen, Kochen...Mietze verwöhnen. Macht´s gut.


Das Interview wurde geführt von Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Dezember 2004

Mo Di Mi Do Fr Sa So