CENTHRON Interview 2009

Geschrieben von Jay Seifert am . Veröffentlicht in Interviews

Centhron InterviewCENTHRON im Interview mit HELL-ZONE.de
Mai 2009

"… unsere Message an die Leute ist schon ziemlich direkt"

 

 


Hell-Zone Redakteur Jay hat die Harsh-Electro-Band aus dem Norden Deutschlands nach ihrem famosen Konzert in der Matrix Bochum getroffen und unter anderem zu ihrem neuen Album "Roter Stern" in die Mangel genommen. Lest selbst!


 
Redakteur Jay und Centhron im InterviewHell-Zone (HZ):
Unglaublich aber wahr: Es soll Leute geben, die Centhron noch nicht kennen. Bitte erklärt doch mal wer/was Centhron ist. CENTHRON: Wir kennen uns alle schon sehr lange, sind sehr gute Freunde und kennen uns sicher schon 10 Jahre. Centhron in Person sind Melly, Netti, Elmar, Stefan und Jörg. Irgendwann haben wir uns dann alle zusammengefunden und begonnen Musik zu machen.
 

HZ: Der Name Centhron, wie seid ihr darauf gekommen?

CENTHRON:  Also wie das genau passiert ist sagen wir nicht (lachen alle schelmisch dabei). Aber wenn wir es von der mystischen Seite her betrachten: Cen war ein babylonischer Gott und Thron ist eben der Thron des Cen. Klingt gut, hat etwas geheimnisvolles. Lassen wir es dabei bewenden ;) .



  HZ: Ihr wirkt auf der Bühne sehr kompakt, wie eine geschlossene Einheit. Gibt es für eure Shows eine Philosophie oder ein Konzept?

CENTHRON:
Zum einen wollen wir gegensätzlich wirken. Wenn Du dir die Texte unserer Songs mal genau ansiehst, schreiben wir viel über Gewalt, Aggression und derartige Dinge. Sind auf der Bühne aber wirklich gut gelaunt und bringen dies auch rüber ohne dass wir eben halt böse wirken entgegen den Texten. Sozusagen spiegeln wir damit die Dualität des Menschen wider. Aber ein generelles Konzept steckt nicht dahinter. Wir lassen uns einfach treiben.


HZ: Musikalisch wirken Centhron sehr eigenständig. Habt ihr dennoch gewisse Vorbilder oder Musikrichtungen die euch beeinflusst haben?
CENTHRON: Also es kommen viele verschiedene Einflüsse zusammen. Früher hat Elmar Death Metal gehört und als er dann auf die elektronische Seite gewechselt ist, waren z.B. Bands wie KIEW, SUICIDE COMMANDO oder FEINDFLUG angesagt. Es ist durchaus denkbar, dass diese Bands im Unterbewusstsein einen Einfluss hatten. Aber wirklich absichtlich orientieren wir uns nicht an anderen Musikern.



CenthronHZ: Wenn wir einmal Melek Taus außen vor lassen, habt ihr mit Lichtsucher und Gottwerk bisher 2 Alben offiziell veröffentlicht. Man sagt ja immer, dass sich eine Band an ihrem dritten Album messen lassen muss, was ja nun mit Roter Stern bald vorliegen wird. Seht ihr das genauso?

CENTHRON: Also wenn das so ist, können wir sehr gut damit leben. Es war ja so, dass Jörg und Elmar damals Lichtsucher einfach so veröffentlicht haben. Es ging einfach nur darum mal eine CD zu produzieren und zu sehen wie sie ankommt. Und die Reaktionen darauf waren wirklich positiv und wir dachten dann dass es nun Zeit wird eine zweite CD zu veröffentlichen. Gottwerk dauerte dann aber gut 3 Jahre wo wir uns auch weiterentwickelt haben. Und das neue Album basiert eben auf den
Erfahrungen, die wir mit den ersten beiden Alben gemacht haben. Also wir haben aus den nicht so guten Dingen gelernt und diese unserer Meinung nach bei Roter Stern verbessert. Zumal wir auch nun einen entsprechenden Background haben um ein erfolgreiches Album zu produzieren. Das Label passt, wir als Band haben uns endgültig gefunden, die Musik passt, der Sound ist stimmig. Also der passende Zeitpunkt um uns messen lassen zu wollen. Wenn, dann jetzt mit dem kommenden Album.
 

HZ: Ich habe das neue Album ja schon vorab hören dürfen. Es wirkt sehr komplett, homogen und absolut ausgereift. Würdet ihr im Nachhinein noch etwas verändern wollen, oder seid ihr auch jetzt noch mit dem Endergebnis vollkommen zufrieden?
CENTHRON: Nein! Das Album hat lange genug gebraucht, um noch etwas verbessern oder verändern zu wollen. Immerhin sind 3 Jahre vergangen und da hat man genügend Zeit um immer wieder etwas zu verändern oder zu verbessern. Und bei Roter Stern wüssten wir jetzt auch wirklich nicht, was wir noch verbessern sollten.
HZ: Eure Songs, also Songtitel und Texte, polarisieren ja schon sehr. Nur mal "Gasmann", "A Tergo", "Gott Du Schlampe" oder "Dreckstück" vom neuen Album genannt.... Die Einen finden das recht negativ, die Anderen lieben es. Was steckt dahinter? Wie kommt ihr auf solche Texte? Wollt ihr damit eventuell sogar polarisieren?
 
CENTHRON:
Also Fakt ist, dass das was in den Texten zur Sprache kommt in uns steckt. Also muss es einfach raus und zu Papier gebracht werden. Wir wollen damit nicht polarisieren oder gar provozieren. Wir können nichts dafür, wenn sich Leute an den Texten stoßen. Aber wir glauben generell, dass es in unserer Szene schwer ist jemanden zu provozieren.


HZ:   Einige bezeichnen euch ja als radikal, militant oder martialisch. Nicht zuletzt eben wegen eures Auftretens und gewisser Songs, wie "Graue Front" oder "WK III" zum Beispiel. Wie geht ihr damit um oder besteht da doch ein gewisser Wahrheitsgrad? CENTHRON: Absoluter Unsinn! Wir treten in roten Militärhosen auf, was schon eher was vom Punk-Style hat. Das neue Album heißt ja auch Roter Stern, was schon wieder so in die linke Ecke geht, weil eben das Vorgängeralbum missverstanden wurde. Wir wollen einfach die Dinge richtig stellen damit und ein deutliches Zeichen setzen!
HZ: Gibt es eine Message, die Centhron den Leuten mit ihren Songs und Texten vermitteln wollen?
 
CENTHRON:
Ja, unsere Message an die Leute ist schon ziemlich direkt. Einfach die Aggressionen die in einem stecken zu verarbeiten und damit umzugehen. Also die Band steht auch komplett wie eine Wand dahinter und nimmt sich einfach die Freiheit heraus dass genauso zu tun und rüberzubringen.
Und wenn man das mal von der Live-Seite betrachtet: es gibt nichts geileres als zu sehen, wie die Leute vor der Bühne abgehen und genau das Umsetzen was wir damit sagen wollen. Einfach die Aggressionen aus sich rauslassen und dabei friedlich sein. Also unterm Strich kann man das so formulieren: Geradeaus sein und direkt nach vorne gehen.

centhron_logo.jpgHZ: Ihr habt nun nach recht langer Suche mit Dark Dimensions gefunden. Was bringt euch das? Könnte es nicht auch besser sein weiterhin alles alleine zu machen und so unabhängig zu bleiben?

CENTHRON:
Also wir sind dazu irgendwie zu faule Charaktere (kollektives Schmunzeln). Wir sind in erster Linie Musiker und wollen uns auch darauf beschränken. Wenn man an die Arbeit denkt die mit der Selbstständigkeit verbunden ist, vereinfacht eine Zusammenarbeit mit einem Label sehr viele Dinge. Es müssen nicht erst Kontakte geknüpft werden, der Draht zu den entsprechenden Medien und Vertrieben ist einfach besser und bereits gegeben. Was uns letztlich auch zu Dark Dimensions geführt hat ist die Tatsache, dass Frank (der Label-Chef Anm. d. Red.) ein ehrlicher Charakter ist, was uns sehr zu gute kommt. Zudem kennen wir uns schon eine lange Zeit und er wollte die CD mit uns machen, weil ihm diese wirklich gut gefällt.
Davon abgesehen brauch eine Band auch ein positives und funktionierendes Umfeld um erfolgreich sein zu können. Und das ist bei Dark Dimensions einfach der Fall.
 

HZ:
Kommen wir zum „Roten Stern“. Also nicht zur CD sondern zu den Russen. Im Grunde ein Horror-Szenario für jeden Musiker, wenn sein Werk schon mitunter bis zu 4 Wochen vor dem Release auf russischen Portalen zum Download bereit steht. Einige Musiker gehen positiv damit um, weil sie darin eine gute Werbung sehen. Teilt ihr die Meinung?

CENTHRON:
Es ist einfach nicht zu verhindern. Wenn das so ist, dann ist das eben halt so und man muss es hinnehmen.
 

HZ:
Aber könnt ihr dennoch etwas positives daraus ziehen? Also zusätzliche Promotion?

CENTHRON:
Das auf jeden Fall. Wenn wir an Gottwerk denken, dass nach recht kurzer Zeit über 1000 Downloads hatte. Uns wäre es natürlich lieber gewesen, wenn wir 1000 CDs verkauft hätten. Aber unterm Strich erreichen wir dann eben doch mehr Leute und es zeigt ja auch das Interesse an Centhron.
Aber generell zerstört das aber auch den Musikmarkt auf lange Sicht, wenn entstandene Kosten nicht gedeckt werden können durch die fehlenden CD-Verkäufe.
 

HZ:
Centhron bieten eine wirklich gute Live-Show. Da fragt man sich doch,warum man euch nicht öfter auf der Bühne sehen kann.
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CENTHRON: Das hat wohl damit zu tun, dass unsere CDs nicht zu vielen Veranstaltern vorgedrungen sind. Es scheint eher so zu sein, dass es sich auf Mund zu Mund Propaganda beschränkt innerhalb dieser Kreise.
Es kommt aber auch vor, dass Anfragen da sind und wir aus Kostengründen ablehnen weil der Veranstalter nicht einmal unsere Unkosten decken will.
Wenn unterm Strich kein Verlust für uns entsteht können wir damit leben.
Aber draufzahlen ist einfach nicht drin.
 
HZ:
Mit welchen Musiker würdet ihr denn gerne einmal zusammenarbeiten wollen?

CENTHRON:
Rammstein, definitiv! Wir stehen total auf Rammstein. Auf ihre Show, auf den Sound. Einfach auf Rammstein als Ganzes.


HZ: Zum Abschluss eure „letzten Worte“ an die Leser ....
CENTHRON: Kauft bitte bitte zahlreich die CDs (kollektives Lachen). Nein…wir hoffen bald mehr Konzerte spielen zu können und würden uns freuen euch dort zahlreich zu sehen und uns mit einer guten Show bei euch für den Support zu bedanken!

HZ: Vielen Dank an euch für das ausführliche Gespräch!
 
 
Fotos 1+2 mit freundlicher Genehmigung von Alex Fröbel  www.optix-noir.com
Fotos 3+4 mit freundlicher Genehmigung von Centhron  www.centhron.de
 
Informationen zur Band im Netz:
 

 

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