Interview mit Michael Sele - THE BEAUTY OF GEMINA

am . Veröffentlicht in Interviews

Interview mit Michael Sele - THE BEAUTY OF GEMINA

"In den Texten verarbeite ich sowohl persönliche Erlebnisse wie auch Eindrücke aus Begegnungen mit mir nahe stehenden Menschen. So ist ein musikalisches Tagebuch entstanden..."

 

"Grew up in this shadowland with a suicide landscape. Where the dark seas are whispering from the edge to the deepest end." So eindringlich bedrückend beginnt das Debütalbum der Newcomer THE BEAUTY OF GEMINA und die Worte werden musikalisch dementsprechend düster untermalt…. Mit THE BEAUTY OF GEMINA ist ein Projekt geboren, welches aufhorchen läßt und dabei musikalisch nur schwer zu kategorisieren ist. Frontmann und Mastermind Michael stand uns dazu gern Rede und Antwort:

Hallo und Grüße in die schöne Schweiz!
Euer Debütalbum "Diary Of A Lost" erscheint nun in Kürze (Anmerkung: 02.02.2007 in Deutschland). Wir hatten vorab die Gelegenheit in die 13 Stücke hinein zu hören und sind begeistert von der sehr professionellen Qualität und Vielseitigkeit, die ihr hier liefert. THE BEAUTY OF GEMINA ist hervorgegangen aus NUUK. Michael, kannst du uns zuerst kurz etwas zu den Umständen der Auflösung deiner ursprünglichen Band etwas sagen?

Michael: Die Umstände waren eigentlich gar nicht so spektakulär. Nuuk Sänger Donat Schilter und ich hatten beide eine neue Herausforderung gesucht und wir beschlossen alle Tätigleiten der Band einzustellen. Er wollte sich vermehrt auf seine beruflichen Ziele konzentrieren und ich erfüllte mir den Traum vom eigenen Tonstudio.
Da wir unseren Entschluss zuerst in Ruhe setzen lassen wollten, haben wir das sehr zurückhaltend und schliesslich erst diesen Sommer dann definitiv kommuniziert.


Welche Erfahrungen hast du denn aus dieser Zeit mitgenommen und was möchtest du künftig mit THE BEAUTY OF GEMINA anders angehen?

Michael: Ich war als Produzent, Co-Songwriter und Gitarrist seit 1997 bei Nuuk .
Es entstanden in dieser Zeit drei Alben und wir spielten weit über 100 Konzerte. Insofern konnte ich natürlich sehr viele Erfahrungen in allen Bereichen sammeln. Auch konnte in dieser Zeit viele wertvolle Kontakte knüpfen und so traf ich mit meinem neuen Projekt von Anfang an auf offene Türen.


Wer oder was ist nun eigentlich "THE BEAUTY OF GEMINA"??

Michael: Gemina war eine Schülerin und Muse des Philosophen Plotin und in diesem Kontext ist der Bandname eine reines Fantasieprodukt. Er lässt Platz für individuelle Interpretationen und das hat uns gereizt.
Wer ist diese Gemina? Ist es eine Frau, ein Ort, ein Zustand? Liebe oder Hass, Anfang oder Ende.
Für uns ist der Bandname ein Synonym für Hoffnung und das Positive geworden, welche sich am Schluss immer durchsetzen werden.


Wie entstand die aktuelle Besetzung der Band und wer gehört dazu??

Michael: Mac Vinzens (Drums) und Martin Luzio (Bass), welche in der letzten Nuuk Etappe die feste Liveband waren, haben mich von Anfang an unterstützt. Es war ein gemeinsamer Entschluss, Diary of a Lost zu realisieren und mit The Beauty of Gemina eine Neuanfang zu wagen.
Live werden wir mit Dennis Mungo einen zusätzlichen Gitarristen dabei haben, damit ich mich vor allem aufs Singen konzentrieren kann.


The Beauty of Gemina - Diary of a lost Du nimmst viele Arbeiten wie Texte und Musik selbst wahr. Ist THE BEAUTY OF GEMINA deshalb eher als Soloprojekt von Dir, Michael, zu sehen? Wie konnten Dich Martin und Mac unterstützen und wie können wir uns den Entstehungsprozess von "Diary Of A Lost" vorstellen?

Michael: Ich sehe uns auf jeden Fall als Band, allerdings nicht in dem Sinne, dass wir gemeinsam im Proberaum Songs schreiben.
Dies hängt wiederum mit meiner Arbeitsweise zusammen, denn während des kreativen Prozesses bin ich gerne alleine und verbringe viel Zeit damit, die passenden Klänge für meine Songs zu suchen, bevor ich sie den anderen vorstelle. Ich bin natürlich froh darüber, dass ich mit Mac und Martin zwei grossartige Musiker zur Seite habe, die meine ausgesprochene Vorliebe zu dunkleren und melancholischeren Klängen mit mir teilen. Auch fliesst ihre mir vertraute Spielweise anhaltend in mein Songwriting ein.


Michael, welche Künstler inspirieren Dich musikalisch bewußt oder unbewußt?

Michael: Das Schaffen von Künstlern wie David Bowie, Robert Smith von The Cure, Björk, PJ Harvey aber auch Tom Waits und Neil Young habe ich sehr genau verfolgt und ich bewundere ihre Arbeit sehr. Inwiefern sie mich musikalisch beeinflussen oder beeinflusst haben, ist schwierig zu sagen, doch haben sie sicherlich meinen Geschmack maßgeblich mit beeinflusst. Zudem bietet mir die düsterromantische Welt der "schwarzen" Szene immer wieder einen Schüssel meiner Kreativität.


Gesanglich würden wir einige Parallelen mit Alexander Veljanov auftun. Was sagst du zu einem solchen Vergleich?

Michael: Das hängt natürlich von den Beurteilungskriterien ab. Der Vergleich zum Sänger von Deine Lakaien sehe ich als Kompliment, obwohl ich unsere Art der Phrasierung und Artikulation nicht vergleichbar finde. Zu unterschiedlich sind sicherlich auch unsere Prägungen.


Das Album "Diary Of A Lost" wird inhaltlich als schmerzliche Gradwanderung am Abgrund entlang beschrieben.
Du möchtest Geschichten von den Gefühlen der Menschen, welche hinter den täglichen Schlagzeilen zu Missbrauch, Gewalt, Terrorismus und Suizid stehen, berichten.
Was bewegt dich dazu, dich genau und gerade dieser Menschen anzunehmen? Hast du Dich konkret mit Einzelschicksalen beschäftigt und dies dann in Songs verarbeitet oder wie bist du vorgegangen?

Michael: Erstmals nicht nur die Musik sondern auch die Texte der Songs zu schreiben, war eine sehr intensive Erfahrung. Die Idee eines Textes mit Musik einerseits zu konkretisieren, aber auch wiederum zu verhüllen und für einen Song aufzuarbeiten war extrem bereichernd. Zu gewissen Themen recherchierte ich sehr lange und setzte mich intensiv mit den Inhalten auseinander, damit ich auch die nötigen Fakten und Hintergründe kannte. Die Herausforderung war es dann, die Inhalte wieder in ein poetisches Gewand zu verpacken, damit es nicht zu platt daher kommt. Eine grosse Freude für mich ist übrigens, dass alle englischen Originaltexte auf Deutsch übersetzt wurden. Beide Textversionen sind jeweils im Booklet des Digipacks zu finden.


Siehst Du Dich eher in einer Rolle als Berichterstatter oder wie viel eigene Gefühle und Erfahrungen stecken letztendlich wirklich in Musik und Texten?

Michael: In den Texten verarbeite ich sowohl persönliche Erlebnisse wie auch Eindrücke aus Begegnungen mit mir nahe stehenden Menschen. So ist ein musikalisches Tagebuch entstanden, welches auch Geschichten von Menschen erzählt, die am Rande stehen, die keinen Platz auf dieser Welt zu finden scheinen. In den Texten vermischen sich Realität und Fiktion, dennoch stecken sehr viel Herzblut, Identität und eigene Erfahrungen darin.


Das Album fällt wie erwähnt äußerst vielseitig aus. Von romantischen Klängen über Wave-Anleihen, Electro-/Industrial-Sounds bis zu technoiden Beats und chorälen Gesängen ist alles vertreten und dennoch wirkt es insgesamt sehr stimmig.
Woraus resultiert diese Vielseitigkeit? Aus unterschiedlichen Geschmäckern der Bandmember? Oder seht ihr euch mit dem Debüt-Album in einer Selbstfindungsphase?

Michael: Da wir mit The Beauty of Gemina wieder ganz von vorne angefangen haben, konnten wir losgelöst und ohne Vorgaben Musik kreieren. Da unser Musikgeschmack allerdings sehr breit ist und von Klassischer Musik bis hin zu radikalem Industrial reicht, wollten wir auch aus dieser Bandbreite schöpfen, um unseren typischen The Beauty of Gemina Sound zu entwickeln. Die Selbstfindungsphase im Sinne von Weiterentwicklung und Reflexion, so würde ich mir wünschen, wird aber noch lange nicht abgeschlossen sein.


Ihr habt demnächst eure ersten Liveaufritte. Wie bereitet ihr euch darauf vor und was können die Leute von eurer Show erwarten?

Michael: Wir sind mitten in den Vorbereitungen. Am 16. März werden wir im renommierten X-TRA Club in Zürich erstmals live auf der Bühne stehen. Das ist eine grosse Ehre für uns und wir werden das ganze Album performen. Es wird Gastmusiker und etliche Überraschungen geben. In zwei Wochen gehen wir auf eine Bühne und beginnen mit den Rehearsals. In Zürich werden wir zusätzlich mit Visuals und einem ausgefeilten Lichtkonzept arbeiten.


THE BEAUTY OF GEMINA 2007 Vier Shows als Support von ASP sind gebucht. Folgen da demnächst noch weitere Auftritte in Deutschland? Wie wichtig sind euch die Liveauftritte? Wollt ihr das Touren in kleinerem Rahmen belassen oder könnt ihr euch ebenso ausgedehnte Clubtouren vorstellen?

Michael: Wir freuen uns auf die Konzerte mit unseren Freunden von ASP, obwohl es immer auch heikel ist als Support Act vor einem ausgewiesenen Fanpublikum zu spielen. Wir vertrauen aber der Offenheit der ASP Fangemeinde.
Dann wurden wir bereits ans nächste Gothtronic Festival in Tillburg (NL) im April eingeladen. Weitere Konzerte in Deutschland sind zurzeit noch nicht geplant, wir arbeiten aber daran, an einigen Festivals im Sommer auftreten zu können. In England ist die Resonanz sehr viel versprechend und wir sind dabei, dort einen Clubrelease vorzubereiten und sind sehr gespannt wie das Tagebuch weitergehen wird. Es lohnt sich also, ab und zu auf unserer Homepage vorbeizuschauen.


Eure aufwändig gestaltete Homepage zeugt genau wie das passende Layout und Booklet der CD davon, dass augenscheinlich auch großen Wert auf ein stimmiges Gesamtkonzept gelegt wird?!
Wieviel Zeit und Energie investiert ihr in solche Angelegenheiten, die neben der eigentlichen Musik so anfallen?

Michael: Sehr viel Zeit und auch Energie. Ich bin froh, dass ich mit Marcel Naef einen wunderbaren Designer gefunden habe, der mitgeholfen hat, die ganze Bildwelt zu gestalten und zu entwickeln. Da unser Schaffen musikalisch, visuell so wie auch inhaltlich einen grossen konzeptionellen Charakter beinhaltet, ist es auch wichtig, die richtigen Synergien zu bilden. Auch für die Zukunft wird das ein wichtiger Bestandteil der Arbeit sein.


Möchtest Du zum Schluss noch ein paar Worte an potentielle Fans und Konzertbesucher richten?

Wenn man so lange und intensiv an einer Vision gearbeitet hat, freut man sich natürlich über Feedback und Resonanz. Drum kommt doch an eines unserer Konzerte oder meldet euch im Gästebuch unsere Homepage. Wir würden uns freuen.
An dieser Stelle auch ein grosses Dankeschön an das Team von HELL-ZONE für das ausführliche Interview und die Unterstützung.
Michael Sele / The Beauty of Gemina


Wir danken Dir für das Interview und wünschen euch viel Erfolg mit der Veröffentlichung und viel Freude auf Tour!

Interview geführt für HELL-ZONE von Falk Scheuring Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Bandhomepage: www.thebeautyofgemina.com © HELL-ZONE / Januar 2007


Mo Di Mi Do Fr Sa So