7. NCN FESTIVAL 2012 - Band-Retrospektive

am . Veröffentlicht in Photoreports 2012

Bericht zum 7. NCN Festival 2012 7. NCN Festival 2012 - eine persönliche Band-Retrospektive

 
Deutzen/Sachsen - Kulturpark                                          
07. bis 09.09.2012
 
Niemand kann Kunst, sei sie bildende Kunst oder auch Musik, kritiklos betrachten. Jeder hat seine persönliche Meinung zur Kunst. Und diese Meinung kann einfach nicht objektiv sein, eben, weil sie persönlich ist, weil sie vom eigenen Geschmack abhängig ist.
Anders verhält es sich bei Meinungen, die von Interessengruppen zur Kunst verbreitet werden. Diese Meinungen erwecken den Anschein der Objektivität, stellen sich als die Wahrheit dar. Vergleicht man diese Meinung dann mit seiner eigenen, wird nicht selten klar, dass man manipuliert werden soll. Rezensionen zu Neuerscheinungen und Bandbewertungen auf dem Musikmarkt machen da keine Ausnahme.
 
 
Das sehr informative, umfangreiche und aufwendig gestaltete Programmheft zur NCN bezieht seine Informationen zu den auftretenden Bands mit hoher Wahrscheinlichkeit genau aus diesen Quellen. Ein Vergleich dieser „offiziellen“ mit meiner persönlichen Meinung war auch diesmal ganz interessant. Lest selbst und bildet euch eure Meinung!

 

 

Copyright Fotos: Falk Scheuring / talecs-Alexander Jung

... Konzertgalerien und Impressionen >>>>


FREITAG, 07. SEPTEMBER 2012 Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ...düsterer Elektro gepaart mit einer markanten Stimme, Chöre und wuchtige Rhythmen – das ist COINSIDE. ... Rhythmisch, martialisch, treibend und doch melodiös, betten die Musik die in Deutsch verfassten Texte, die vom Leben, Leiden, Lieben und Treiben der Spezies Mensch berichten, in sich ein.
Diese Aussage trifft es genau. Die tiefer gestimmte Stimme ist soundbestimmend. Die Texte sind hörenswert und man konnte sie auch live verstehen.
COINSIDE stimmten auf der kleinen Bühne die am Anfang des Konzertes nicht so zahlreichen Zuschauer so richtig auf die  NCN 2012 ein. Mehr Leute vor der Bühne wurden durch einen ungewöhnlich schleppenden Einlass verhindert. Es wurden dann aber mehr,  welche auch hörbar Stimmung machten. Das Duo war ein prima Opener der NCN. Auf der großen Bühne machten MAERZFELD den Opener.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Ihr Markenzeichen ist die brachiale, schweißtreibende Handarbeit. Ihr Werkzeug eine Musik, die aus stoischen, bewegenden Rhythmen und treibender Härte geschmiedet ist. ... Solide, unerschütterliche Rockriffs, stahlharte Industrial-Klänge und schonungslose deutsche Texte formen den Sound der Nordbayern.
Alles richtig! Allerdings: Bis auf „Nordbayern“ gelten diese Äußerungen genauso für RAMMSTEIN und eigentlich ursprünglich nur für RAMMSTEIN. Auch wenn es ehrlich wäre, macht es sich natürlich schlecht, in einem Programmheft zu schreiben, dass ein RAMMSTEIN - Abklatsch das Festival bereichern wird. Doch unüberhörbar und unübersehbar beziehen MAERZFELD ihre Inspirationen und Ideen aus dem Schaffen von RAMMSTEIN. Für zu viele Titel finden sich musikalisch und textlich Parallelen zu den Urvätern. Auch die gesamte Bühnenpräsentation ist bei RAMMSTEIN geliehen. Wer keine Chance hat, RAMMSTEIN zu erleben, kann getrost ein MAERZFELD - Konzert besuchen. Er wird nicht enttäuscht sein. MAERZFELD haben es musikalisch und handwerklich drauf. Ihre Titel sind RAMMSTEIN, doch nicht ganz. Man schrammt geschickt am musikalischen Plagiat vorbei. Die sechs schon betagteren Herren von MAERZFELD passten als elektronische Gitarrenfraktion hervorragend auf die NCN. Die nun schon zahlreicher anwesenden Gäste waren entweder voll begeistert oder ganz und gar nicht. MAERZFELD polarisieren extrem. Ich war begeistert. DANCE OR DIE rockten dann wieder die kleine Bühne.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Die Altmeister der Dark Electronic Bewegung melden sich zurück. ... verbindet die Band um Wagner und A.N.G.O. auf ihre unnachahmliche Weise düstere Atmosphäre mit satten Beats, abgrundtiefen Gesängen mit Tanzflächeninferno und Härte mit Melodie.
Das muss man gelten lassen. Wenn Gerrie Wagner, der Fronter, einen guten Tag hat, und heute hatte er einen guten Tag, wird ein DANCE OR DIE - Konzert zum Erlebnis. Heute fuhr die Mischung aus Dark-Elektro, Future-Pop und EBM-Anleihen ab dem ersten Ton in die Glieder und das nun reichlich anwesende schwarze Volk zappelte verzückt. Besonders bei den alten Nummern ging vehement die Post ab. Es ist von Vorteil, wenn mehrere Leute in einer Formation singen können. Bei DANCE OR DIE hatte Gerrie richtig gute Unterstützung von seinen zwei Leuten an den Zauberkästen. So waren 40 Minuten Konzert schnell vorbei. Die mir völlig unbekannten A LIFE DIVIDED vereinnahmten dann die große Bühne.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Moderner, kantiger Metal trifft auf elektronische Beats, lässt faszinierende Töne durch die Sphären dringen, klingt mal hart und dann wieder weich, packt zu und lässt wieder locker, ist melodisch und schroff zugleich. Referenzen? Keine. Von Depeche Mode bis Devine Townsend, von Vast bis Statix X, von Nine Inch Nails bis Bon Jovi reicht das Spectrum an Querverweisen, die journalistische Kriterien wie „klingt nach“ oder „hat etwas von“ zufrieden stellen.
Neben den Querverweisen, die wahrscheinlich beliebig vervollständigt werden könnten, stimmen vor allem die zuerst gemachten Aussagen. Dass Musiker Einflüssen unterliegen, ist normal, und dass man so mit anderen Bands verglichen werden kann, hat für den Konsumenten sogar nur Vorteile. Wie ich finde, wurde der auffälligste Querverweis aber gar nicht gegeben: LINKIN PARK
A LIFE DIVIDED können, wenn es überhaupt sein muss, an so einigen Stellen mit dieser Formation verglichen werden. Die fünf Bayern bewegen sich musikalisch auf Augenhöhe mit solchen Formationen. Mit ihrer Kunst, die ohne Keyboard, aber nicht ohne Soundflächen aus dem PC auskommt, boten die Bayern internationale Klasse, handwerklich wie auch musikalisch. Nur etwas leiser wäre heute mehr gewesen. Der Auftritt von A LIFE DIVIDED war der erste sensationelle Höhepunkt der NCN 2012 für mich. Und wieder zog das Volk zur kleinen Bühne. NOSFERATU waren angesagt.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Die englische Gothic Rock-Band wurde im März 1988 von Vlad Janicek, Damien DeVille und Sapphire Aurora gegründet.  ... waren sie eine der erfolgreichsten Bands der zweiten Gothic Generation. ... Nach zahlreichen Wechseln in der Besetzung ist Damien DeVille heute das einzige Bandmitglied, welches seit Gründung der Band durchgängig dabei war.
Von einer Band, die es seit 1988 gibt, hätte ich mehr Professionalität erwartet. Noch 15 Minuten nach offiziellem Konzerttermin wurstelte man beim Soundcheck. Da waren heute größere Bands pünktlich. Das Konzert entschädigte mich dann auch nicht für die Wartezeit. Es war in Ordnung, was geboten wurde. Rockmusik mit gehörigem Punk-Einfluss und Affinität zu BAUHAUS und den SISTERS OF MERCY wurde handwerklich nicht unbedingt beeindruckend unter das gespannt wartende und reichlich anwesende Volk gebracht. Auf  irgend einen Ohrwurm wartet man als Nichteingeweihter vergebens. Eingeweihte Fans dagegen, und von denen gab es einige in den ersten zwei Reihen, feierten frenetisch. Nach ca. 30 Minuten des Konzertes lichteten sich dann die Reihen im hinteren Drittel des Auditoriums zusehens, weil die Leute in Richtung große Bühne abwanderten. NOSFERATU durften ihr Programm zu Ende spielen, auch wenn es dadurch zu einer für die NCN nicht üblichen Überschneidung mit dem Auftritt auf der großen Bühne kam. ERIC FISH & FRIENDS beeindruckte da schon lange ihre Fans auf der mit diversen Kerzen anheimelnd und festlich beleuchteten Bühne.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Mit seinen kraft- wie weihevollen Solokonzerten hat Eric Fish längst eigenes Profil gewonnen: akustisch, klavier- und gitarrenbetont, textlich und thematisch in kluger Balance zwischen romantischem Liebestaumel und sensibler Umwelt-Betrachtung. Dass Eric Fish dabei immer auch sein Inneres bloß legt und singt als ginge es beständig ums Ganze, schafft jene eigenwillige Eindringlichkeit und Atmosphäre, die überzeugt. Weder Romantiker, Zyniker noch Realisten werden sich der Magie dieser Stimme und ihren Botschaften entziehen können...
Auch wenn dies etwas geschwollen geschrieben ist und über dieses und jenes des Textes diskutiert werden könnte, so oder ganz ähnlich war es aber dann doch auch heute bei der NCN. Mit Unterstützung von den vier  FRIENDS an den verschiedensten akustischen Instrumenten faszinierte ERIC FISH die Leute, die größtenteils nur wegen ihm vor der Bühne waren, und beeindruckte mich mit der Idee und der Umsetzung, auch wenn diese Art der Musik und besonders die Stimme von ERIC nicht sonderlich mein Ding sind. Im Freien auf solch einer relativ großen Bühne mit akustischen Instrumenten diese Atmosphäre zu erzeugen, schaffen nicht viele.
 
 
 

SONNABEND, 08. SEPTEMBER 2012 Den etwas undankbaren Part des Openers hatten am zweiten Tag der NCN 2012 OPUSCULUM.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Charakteristisch sind die teils tragenden Flächen, teils harten Beats vom Synthi des „Anonymus“. „Clio“ steuert zu den Synthesizer-Kompositionen die Stimme bei, die über ein breites Spektrum der Gesangsstilistik reicht ... Seit Anfang 2011 wird die Band von der gotischen Bauchtänzerin Una unterstützt ... Opusculum ist kein Schubladenprojekt und lässt sich durch verschiedenste Einflüsse, Ideen und Umsetzungen in keine Sparte des Electro widerspruchsfrei einordnen.
Natürlich möchte jeder Künstler einzigartig sein, kein Schubladenprojekt sein und widerspruchsfrei in einer Sparte abgelegt werden. OPUSCULUM haben visuell mit ihrer Tänzerin ein Alleinstellungsmerkmal gefunden, musikalisch aber eher  kaum. Es ist eine der vielen Spielarten des Dark-Elektro, welche gekonnt geboten wird. Unverwechselbar ist aber anders. Da hilft auch die Stimme nicht, die angeblich über ein breites Spektrum der Gesangsstilistik reicht, definitiv aber aktuell nur reichen möchte. CLIO hat ihre optimale Stimmlage noch nicht gefunden. In den tieferen Bereichen sang sie voluminös und druckvoll. Wurde die Tonlage höher, quälte sie sich zumindest heute unüberhörbar. Das schadete dem guten Gesamteindruck aber nur wenig. Den Sinn des Gitarristen in der Band konnte ich noch nicht einmal erahnen. Die paar Töne, die nur bei genauem Hinsehen dann akustisch zu erahnen waren, hätten auch von der Festplatte kommen können. Wenn Gitarre, dann bitte auch richtig! OPUSCULUM konnten aber letztendlich überzeugen.  Auch VERSUS auf der großen Bühne hätten unbedingt mehr Publikum verdient.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Unüberhörbar im elektronischen Bereich verwurzelt ignorieren Versus dennoch jegliche Schubladen und erschaffen dadurch einen eigenen und zudem vielfältigen Sound...
Ich weiß nicht, ob man etwas erschaffen kann, indem man ignoriert. VERSUS erschaffen zumindest einen sehr eingängigen Sound, der auf fetten Rhythmen aus der Konserve, angereichert mit einigen Live-Drums und Gitarrenklängen, die wirklich live in der nötigen Lautstärke gespielt werden, basiert. Der ansprechende Gesang tut sein Übriges, dass VERSUS mit ihrer popigen Spielart des Elektro als Bereicherung der NCN in guter Erinnerung bleiben. Die ankündigenden Worte für FERNTHAL im Programmheft weckten Erwartungen.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Fernthal entfachen einen wahren Sturm an neuen frischen Klängen, emotionalen Melodien und mitreißenden Arrangements. Diese Lieder hört man einmal und dann für immer, weil sie nicht loslassen.  ... Brillant präzise Gitarrenriffs, knackige Bässe, treibende Drums, verträumte Klänge, ergreifende Mitsing-Refrains, lyrische Momente oder perfekter 80er Pop. Der geniale Wechselgesang zwischen Tjorben und Johnnie entfaltet eine bisher nicht da gewesene Spannung in der Popmusik. Prädikat herausragend!
Das sind verdammt große Worte und  wie ich finde  Worte, die zu groß sind für eine Formation, die sogar in der Szene noch kaum jemand kennt. Es ist anzuzweifeln, dass diese abgedruckte Meinung mit den Künstlern abgestimmt war. Was FERNTHAL bieten, ist anspruchsvoll, hat etwas von schwarzer Kammermusik und entschleunigtem Pop der 80er. Aber es ist auch Ambientemusik, die nicht stört und handwerklich hervorragend gemacht ist, auch wenn ein Großteil von der Festplatte kommt. Die Gitarre und die Stimme kommen live, vielleicht auch noch das elektrische Klavier. Ob es noch zu den angekündigten Mitsingrefrains gekommen wäre und sich ein genialer Wechselgesang eingestellt hätte, kann wegen technischer Probleme nicht überprüft werden. Einige Teile der Verstärkertechnik fielen aus, so dass bis auf das Gesangsmikrofon alles tot war. In dieser Situation bewies das Duo, dass sie Vollblutmusiker sind, und hier und jetzt für das Publikum da sein wollten. Die letzten zwei Titel wurden a cappella gespielt. Dazu rückten die Protagonisten an den Bühnenrand und in den Fotograben. Die Zuhörer kamen näher und konnten so den Gitarrensoli auf der Akustikgitarre lauschen. Das war großes Kino! In Erinnerung werden FERNTHAL genau wegen dieser Aktion bleiben, nicht wegen großer Worte auf Papier. Auch bei THE WARS, die nun auf der großen Bühne zu erleben waren, verschweigt das Programmheft einen ohrenscheinlichen Vergleich, der auf keinen Fall eine Beleidigung für die Formation wäre:
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Sphärische Gitarren, minimalistische Elektronik, Apache Beat unter angezerrter Bassgitarre und darüber prägnante Metaphern im Bariton. Wer auf Vocals á la Interpol steht und auf gepflegten Indierock gepaart mit Anleihen beim 70er Progrock und New Wave der frühen 80er abfährt, sollte bei THE WARS auf alle Fälle rein hören. ...
Meiner Meinung nach sind das gute Worte, um Reklame für die Band zu machen. Und wenn mit Metaphern gemeint ist, dass man glaubt, einige Passagen des Werkes von THE WARS schon einmal irgendwo gehört zu haben, dann ist auch diese Formulierung o.k. Bestimmt für jeden etwas älteren Fan erinnert die Stimme des Fronters sofort an eine Band, die unbedingt in die schwarze Szene gehört hätte, wenn es diese Klassifizierung damals schon gegeben hätte. Die Stimme von Chris Kowski, dem Sänger der Band, hat eine unheimliche Nähe zu Jim Morrison von den DOORS. Und wenn die Gitarre schleppend die Melodiebögen spannt, dann hat das unweigerlich auch etwas von diesen Oldies. So richtig will ich auch bei der Wahl des Bandnamens nicht an Zufall glauben: THE WARS – THE DOORS. Doch THE WARS sind mitnichten eine DOORS-Kopie. Sie machen schon ihr eigenes Ding, auch wenn man weitere Querverweise, wie zum Beispiel zu den GOLDEN APES oder THE SISTERS OF MERCY, finden könnte. Richtig besonders ist die Stellung der Bassgitarre im Vortrag des Trios. Bei THE WARS ist der Bass ein Stück stilbestimmend, oft mehr im Vordergrund und herrlich verzerrt. So waren THE WARS mit ihrem eher introvertierten Vortrag eine interessante und irgendwie sogar spannende Bereicherung des diesjährigen NCN. Im Programmheft werden PRINCIPE VALIENTE aus Schweden als Geheimtipp gehandelt. Nach ihrem Auftritt  auf der kleinen Bühne wird sich an diesem Status mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nichts ändern.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Die Band veröffentlichte ihr Debütalbum „Principe Valiente“ im Februar 2011....  Auf dem Album liefern sie energiereichen, melancholischen Dark Pop mit leichten Post Punk – Einflüssen, eigenständig und mit einem feinen Gespür für gute Melodien und tollen Songs.  Heute war von der im Heft beschriebene Musik kaum etwas auszumachen. Das Quartett konzentrierte sich mehr auf recht englisch klingenden Punk, der gleichermaßen gut und schön, wie schön beliebig war. Nichts war mit melancholischem Dark Pop. So blieb nichts hängen, über dass es sich lohnt zu schwärmen oder zu klagen. Dass der Mann an den Tasten in Schlips und Kragen den vollen Kontrast zu seinen in nachlässiger Eleganz gekleideten Mitstreitern darstellte, ist wohl auch nicht wirklich eine Bemerkung wert. Mit ihrem Auftritt haben sich PRINCIPE VALIENTE nicht blamiert, konnten aber auch nicht überzeugen. Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Eisenfunk – ein hart klingender Name, der die Art der Musik genau auf den Punkt bringt. Hier verschmelzen harte elektronische Klänge und Industrialbeats sowie viele Noise- Elemente mit melodiösen Leadsounds und feinen Harmonien. Abgerundet wird der Sound durch die prägnante Stimme von Sänger Michael Mayer...
Was EISENFUNK auf ihre Fans loslassen, ist so sehr gut beschrieben. Auch heute begeisterte das Trio von der kleinen Bühne aus. Egal wie scheinbar simpel der Stil auch erscheinen mag, er hat seine Magie. Mit den minimalen Melodien und minimalen Textfetzen, unterlegt mit fetten Rhythmen, wurde das Auditorium förmlich gezwungen zu tanzen und zu zappeln. Da waren 40 Minuten Konzert schnell vorbei. nova-spes wollten es in diesem Jahr auf der großen Bühne wissen. Als Gewinner des Newcomer-Votings des letzten Jahres durften sie noch einmal. Und sie nutzten ihre Chance.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... nova-spes sind so eindeutig nova-spes, so dass sich Vergleiche eigentlich erübrigen. Ihre ganz eigene Spielart des Elektro kann man erkennen und heraushören. Starke Harmonien, gepaart mit druckvollen Rhythmen, unterlegt mit typischen nova-spes-Flächen tragen die oft aktuellen Texte in englisch und deutsch und animieren trotzdem zum Tanzen... Das Konzert in diesem Jahr in Deutzen unterstrich nur zu gut die im Programmheft abgedruckte Meinung. Erfreulicher Weise zeigten sich die drei sehr martialisch geschminkten Protagonisten heute von ihrer härteren Seite. Es wurden vorrangig treibende, aggressivere Titel präsentiert, die das reichlich anwesende schwarze Folk trotz der Hitze zum Zappeln animierten. Das Repertoire rekrutierte sich aus Titeln der letzen drei Alben, wobei der Schwerpunkt auf dem taufrischen Album LEBEN IST KRIEG lag. Passend zu diesem Album war die Bühne mit den Konterfeis der scheinbar malträtierten Bandmitglieder dekoriert. Zum Ende des Konzertes holte Matthias unter großem Jubel des Publikums einen super geschminkten ca. 6 Jahre alten Nachwuchsfan auf die Bühne, der uns schon am Vortag auf dem Gelände aufgefallen war. Obwohl nicht alles glatt lief - Einsatz verpasst, Akku vom Mikro leer, Mikro weggeworfen – war es ein beeindruckendes Konzert von nova-spes. Mit so viel Spielfreude und musikalischer Härte habe ich die Band noch nie erlebt. Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Düster, musikalisch spannend und mit intellektuellem Anspruch – dafür steht die Schweizer Band The Beauty Of Gemina ... Eine unverkennbare Stimme als tragende Komponente, psychedelische Gitarrensounds, treibende Elektronik, akustische Elemente und tiefgründige Lyrics bilden einen Spannungsbogen und halten die mächtigen, episch-dunklen Songs zusammen. Das klingt gewaltig und trifft es trotzdem genau. Vielleicht fehlt bei dieser Charakteristik noch die Prise Schweizer Humor. Denn das, was künstlerisch geboten wird, kommt nie komplett todernst daher. Wenn es eine musikalische Schublade gibt, die mit Klassik-Goth-Rock beschriftet ist, gehören THE BEAUTY OF GEMINA genau da hinein. Handwerklich perfekt, ohne großen Schnick-Schnack servieren die Schweizer ihre Kunst. Nicht unbeeinflusst von z.B. THE COVENANT und THE SISTERS OF MERCY begeisterte das Quartett mit geschmeidiger, zeitweise schleppender Gitarrenarbeit mit Unterstützung des imaginären Herrn Festplatte sein Publikum. Bei Auftritt keiner Band bisher wurde so viel getanzt, wie beim Auftritt von THE BEAUTY OF GEMINA. Da haben die Schweizer wohl alles richtig gemacht! Mit SUICIDE COMMANDO wurde auf der großen Bühne nun ein wirklicher Veteran der Szene von der Szene frenetisch begrüßt.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Nur wenige Electro-Bands können auf ein Vierteljahrhundert Bühnenerfahrung und zahlreiche zeitlose Clubhymnen zurückblicken. ... Heftige Sounds treffen auf hämmernde Club-Beats und basslastige, elektronische Attacken in einem peitschenden Tanzflächentrack. Ja, der Belgier ist ein absoluter Szene-Held. Das konnte man auch heute unzweifelhaft an der Zuschauerzahl vor der Bühne erkennen. Das tanzwütige Volk wollte wieder einmal die perfekte Inszenierung des Johan van Roy erleben. Und es erfolgte eine Vollbedienung, die bei den Fans nur wenige Wünsche übrig ließ. SUICIDE COMMANDO bedienen hauptsächlich Fans dieses Genres des Elektros. Das Projekt könnte mir richtig gut gefallen, wenn es da nicht die sehr eigene Auffassung von „Gesang“ gäbe. Zu den im Programmheft zur letzten Single beschriebenen Tugenden des Ein -Mann - Projektes, der heute live von zwei Freunden an den Zauberkästen begleitet wurde, gehören weiterhin hervorragende Melodien und eine auf keinen Fall jugendfreie Videopräsentation, die thematisch auf jeden Titel zugeschnitten ist. Mit den Vocals kann ich gar nichts anfangen. Hier verlässt sich Johan bedingungslos auf die Technik. Seine wirkliche Stimme kennen wohl nur seine Freunde und die Leute im Backstagebereich.
 
 
 

SONNTAG, 09. SEPTEMBER 2012 Heute startet der Konzertmarathon auf der großen Bühne. Die Norweger von SUBSTAAT gaben den Opener, zur Brunch-Zeit, also zu keinem günstigen Zeitpunkt. Aus den Ankündigungen im Programmheft konnte man sich keinen zuverlässigen Reim machen, was einen bei diesem Auftritt wirklich erwarten könnte.
Es war dann sehr gut gemachter lupenreiner, sehr gut tanzbarer PC-Elektro mit eindeutiger Pop-Schlagseite. Von im Programmheft angesprochenen früheren EBM-Einflüssen war nichts zu spüren. SUBSTAAT, die heute als Duo auftraten, zogen ihr Ding professionell durch, obwohl sich wirklich nicht viele Zuhörer vor der Bühne versammelt hatten. Von der Bühne aus muss sich ein seltsamer Anblick geboten haben. Rechts von der Bühne war nicht ein Zuschauer zu sehen, links saßen und standen dann alle die, die da waren – im Schatten. Es war schade, dass nicht mehr Leute diesen prima Opener erlebten. THE FLOOD wurden im Programmheft so angekündigt:
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Auch wenn es Referenzen zu den Darkwave – Bands aus den 80ern gibt, so ist The Flood dennoch etwas sehr modernes. ... Auch wenn The Flood Synthesizer benutzen (sehr alte und sehr neue), ist alles handgespielt, nicht programmiert, nicht gesampelt und nicht autotuned. So wie Musik sein sollte. Die meisten Songs haben einen starken Rhythmus, bieten aber trotzdem genug Tiefe und Platz, dass man sich hineinfallen und davon treiben lassen kann. Da tauchen im Text einige Bemerkungen auf, die eigentlich diskutiert werden müssten. Bei mir stellte sich während des Konzertes die Frage, ob es von einem Mann allein wirklich möglich sein kann, so relativ komplexe Titel komplett live ohne PC-Unterstützung, welche ja im Elektro gang und gäbe ist, umzusetzen. Der Gitarrist auf der Bühne spielte wirklich live, nur hörte man ihn leider nur ansatzweise. Musikalisch war das sehr in Ordnung, was THE FLOOD boten. In bleibender Erinnerung ist aber nichts geblieben. Da ist es im Endeffekt auch egal, ob nun alles live gespielt wurde oder nicht. Mit CRONOS TITAN zeigte sich auf der Bühne ein Projekt, dass in mir tiefe Eindrücke hinterlassen hat.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft: ... Düsterer Electro gepaart mit Industrial – Sounds, Samples und einem harten religiösen Unterton verschaffte dem norwegischen Projekt einen Kultstatus in der deutschen, belgischen und schwedischen Electro – Szene. ... Nun nach 15 Jahren Stille kehren Cronos Titan mit der fulminanten Doppel-CD „Total Titan!“ zurück... Nach 15 Jahren kehrt man also zurück. Warum nur? Was heute geboten wurde, war unterirdisch und hat wahrscheinlich auch vor 15 Jahren live nicht funktioniert. Heute war es nur peinlich. Bis auf den „Gesang“ und einige Perkussionseffekte kam alles aus der Konserve. CRONOS TITAN veranschaulichen das Dilemma, was einige Elektro-Projekte haben: In den Clubs funktionieren ihre Nummern hervorragend, live kann man sie nur dilettantisch umsetzen. CRONOS TITAN riefen einen Titel nach dem anderen von der Festplatte ab, der Perkussionist hämmerte auf einem abgesägten Baugerüst, einer Eisenbahnschiene und einer elektronischen Drumeinheit herum. Der Sänger, der nicht wusste, wohin mit sich, brüllte Textfetzen in die Menge, die wahrscheinlich beliebig austauschbar waren. Das war’s.
Bewundernswert war nur das Selbstbewusstsein, das an den Tag gelegt wurde. CRONOS TITAN bleiben mir auf jeden Fall in Erinnerung - als schlechteste Band des NCN 2012! Über den nächsten Künstler kann man unter anderem folgendes im Programmheft lesen: Zitat aus dem  NCN - Programmheft:  Roger Baptist, das muskelbepackte Berliner Original, ist Rummelsnuff – eine Mischung aus testosteronbeladener Bodybuilding-Ästhetik und brachialer Seemannsromantik. ... Noch vielseitiger als bisher kleidet der Käpt’n seine Hymnen für Männer (und Sympathisantinnen) in einen unvergleichlichen Mix aus elektronischer Musik, Seemannsromantik, Rockabilly und Punk. Rummelsnuff ignoriert die typischen Genregrenzen und erschafft damit seinen außergewöhnlichen Sound. Dieser sowie eine gesunde Portion Verrücktheit und sein Markenzeichen, die heisere Stimme, machen Rummelsnuff zu einem einzigartigen Künstler in der deutschen Populärmusik.
Darüber, ob es in der heutigen Zeit wirklich noch so enge Genregrenzen gibt, könnte man streiten, alles weitere Geschriebene kann man ohne Bedenken unterschreiben. Doch auch noch Tage nach dem Auftritt von RUMMELSNUFF weiß ich nicht, was ich von der Performance halten soll. Meint er das wirklich ernst, oder ist er der HELGE SCHNEIDER des Pseudo-Elektro? Ich persönlich kann das nicht ernst nehmen, und es macht mich auch nicht an. Mit den an Fritz Reuter erinnernden Couplets fühle ich mich vom singenden Popey sympathisch veralbert. Gleichzeitig ist es so daneben, dass es schon wieder Kult ist. Wer es braucht! Wer die Angaben zu TYING TIFFANY im Programmheft las, kam unweigerlich mit falschen Erwartungen zum Konzert. Es wird nichts Falsches beschrieben, aber eben nicht alles, was die Kunst von TYING TIFFANY ausmacht. Es wird zu viel auf das aktuelle Werk Bezug genommen. Live bedienten sich TYING TIFFANY auch stark aus ihrem Backkatalog.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft:  Insgesamt vier Alben hat die italienische Alternativ / Electroclash – Formation bereits veröffentlicht. Ihr aktuelles Werk nennt sich „Dark Day White Nights“ und ist Anfang 2012 erschienen. Das Album vereint eine authentische 80er Post Punk – Atmosphäre im Stile von Siouxsie and the Banshees mit zeitgemäßer, rassiger New Wave - Raffinesse und einem alternativen Zauber ... Die Kompositionen aus Tiffanys glockenheller Stimme, beschwörenden hypnotischen Rhythmen, einer Melodie – unschuldig wie ein Kinderlied – sollte noch lange in Euch nachklingen. Vielleicht stimmen die Aussagen für das aktuelle Album. Doch was bei der NCN zu erleben war, hat wenig mit dem Geschriebenen zu tun. TYING TIFFANY rockten wie das Böse. Natürlich gab es ruhigere Passagen. Doch das ist ein übliches musikalisches Mittel und gehört auch unweigerlich zur Kunst des Trios. Doch wo bitteschön waren die Melodien „unschuldig wie ein Kinderlied“? In welchem glücklichen Elternhaus ist der Schreiberling aufgewachsen,  wo es Kinderlieder im Batcave- und Metalgewand gab? Die zwei letzten Nummern waren so fett, die jedes Herz eines Metal - Fans höher schlagen ließ. Und nicht nur diese Herzen. TYING TIFFANY waren mehr Rockband als Elektro-Projekt, auch wenn Kollege Festplatte maßgeblichen Anteil am Erfolg des Trios hatte. Doch die live gespielte Gitarre war so schön prägnant und die live gespielten Percussions so vital, dass sich unweigerlich eine Gänsehaut einstellte. Die Performance der äußerst attraktiven Frontlady war mitreißend. Mit unendlicher Spielfreude, die an Spielwut grenzte, rockte, tanzte und wälzte sich das Energiebündel auf der Bühne und sang dabei astrein! Was für ein Erlebnis! TYING TIFFANY waren für mich der absolute Höhepunkt der diesjährigen NCN!
Nach dem Konzert hatten die Mitarbeiter am Merchandise - Stand dann auch ihr Erlebnis der besonderen Art: Die offizielle Version des aktuellen Albums von TYING TIFFANY war innerhalb weniger Minuten ausverkauft und die verbliebenden Alben aus dem Backkatalog verkauften sich wie geschnittenes Brot. Deutlich ruhiger ging es dann auf der kleinen Bühne zu. IN LEGEND waren mit ihrer sehr speziellen Spielart des härteren Rock am werkeln.
Zitat aus dem  NCN - Programmheft:  Hand hammered piano craft. Ein Klavier. Ein Bass. Ein Schlagzeug. Mehr brauchen sie nicht um die Hütte zu rocken. ... Mit bedingungsloser Härte und feinem Gespür für eingängige Melodien werden die Tasten von Bandleader Bastian Emig in bis dato unbekannte Extreme gehämmert. Klassische Passagen treffen hier auf moderne Elemente und vereinen sich in starken Songs, die direkt im Ohr bleiben. ... Ganz klar ist die Besetzung der Band sehr ungewöhnlich. Hardrock / Jazzrock ohne Gitarre ist schon besonders. Für den heutigen Auftritt agierte noch ein zusätzlicher Mann an den Tasten. Die ersten Songs waren dann auch sehr interessant, nur nutzte sich das Konzept unheimlich schnell ab. Eine Gitarre kann man bedeutend vielseitiger quälen als ein Klavier. Und die Stimme des Sängers hat auch nichts Markantes. Pech hatte das Quartett auch noch mit dem Sound, der hier zu muffig und dumpf daher kam. Für die reichlich anwesenden Fans war es wohl das Konzert, auf das sie gewartet hatten. Sie feierten ihre Helden. Ich bin der Meinung, dass man mit zwei Tastenleuten mehr aus den Songs hätte herauskitzeln können. Es wurde zu wenig improvisiert, obwohl der Charakter der Musik mit seiner Nähe zur Jazz- und Bar-Musik es absolut zugelassen hätte. IN LEGEND waren auf jeden Fall eine Bereicherung des Musikspektrums der NCN, und somit vollkommen zu Recht auf der Bühne. Über ANGELSPIT kann man im Programmheft lesen: Zitat aus dem  NCN - Programmheft: Seit 2004 steht das australische Projekt für einen ganz eigenen Industrial-Rock-Sound, der von der starken visuellen Ausstrahlung der Protagonisten weiter angefeuert wird. … Die Synthies werden getötet, Sampler malträtiert und Drummaschinen abgefackelt, während zähe Gitarren kaputte Beats in den Mix einstimmen …
Genau so kommt es rüber. Es ist gut, dass nicht von Melodien geschrieben wurde. Dazu ist die Mugge trotz des bunten Treibens auf der Bühne zu eindimensional. Angetrieben durch den unsichtbaren Kollegen Festplatte geht es zumeist nur geradeaus. Nicht ein Stimmungsbogen wird gespannt. Sogar der Gesang  erfolgt eigentlich nur unisono, nie harmonisch als Satzgesang. ANGELSPIT haben ihre Wirkung vor allem ihrer Optik zu verdanken. Ihr punkiges Outfit zieht die Blicke auf sich und Amelia Tan ist sowieso ein Hingucker. Nach knapp 20 Minuten hatte sich die Idee ANGELSPIT tot gelaufen und es war eigentlich alles gezeigt worden, dann wurde es wirklich eintönig. Als Farbtupfer eines Festivals sind die Australier bestimmt immer gern gesehen. Ein Headliner-Konzert will ich mir nicht vorstellen. Ich bin froh zum sechsten Mal bei der NCN gewesen zu sein, auch wenn nicht alle Bands gehört wurden. Oft war es wieder ein interessanter Blick über den Rand des eigenen Plattentellers. Bis Zum NCN8 2013!
 

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Die NCN Festival Bands/Line Up 2012:

 
++ A Life Divided ++ Age Of Heaven ++ Agonoize ++ Angelspit ++ Clan Of Xymox ++ Coinside ++ Conjure One ++ Sono ++ Cronos Titan ++ Dance Or Die ++ Dive ++ Eisenfunk ++ Eric Fish (Svbway To Sally) ++ Fernthal ++ Fliehende Stürme ++ Harpyie ++ Hekate ++ In Legend ++ KMFDM ++ Maerzfeld ++ Modern Cubism ++ Nosferatu ++ Nova-spes ++ Ohrenpeyn ++ Opusculum ++ Orange Sector ++ Peter Hook & The Light ++ Pink Turns Blue ++ Principe Valiente ++ Rummelsnuff ++ S.P.O.C.K ++ Substaat ++ Suicide Commando ++ The Beauty Of Gemina ++ The Flood ++ The Wars ++ Tying Tiffany ++ Versus ++ Vic Amselmo ++ Widukind (Carsten Klatte Projekt) ++ Zwielicht
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