Das M´era Luna 2015 – in schwarz gehüllte Sommertage - Unser Festivalbericht

am . Veröffentlicht in Photoreports 2015

Szene-Open Air am 13. und 14. August 2015 auf dem Flugplatzgelände in Hildesheim-DrispenstedtUnzucht

Die Sonne scheint in voller Kraft, kein Wölkchen am Himmel und kaum ein Windzug bringt Erfrischung mit sich. Es ist Anfang August und der Großteil der Bevölkerung sucht, mit Flip Flops und Badehose bekleidet, ein gemütliches Schattenfleckchen am nahegelegenen Badestrand. Doch nicht so auf dem Flughafen Drispenstedt, im niedersächsischen Hildesheim. Denn wie jedes Jahr steht das M´era Luna in den Startlöchern, das Festival für die Anhänger dunkler Musik, in seiner strahlend schönsten und schwärzesten Form.

Die Bilder vom Wochenende >>>>

Auf den ersten Blick war klar, dass sich das M´era Luna auch optisch gewandelt hat. Waren es in den vergangenen Jahren bereits Unterwassergewächse, die den Eingangsbereich schmückten, bekamen alle Verpflegungsbuden einen neuen, dem Bühnendesign angepassten, Anstrich.Mera Luna Flyer 2015 Etwas weniger Individualität und ein wenig mehr Corporate Design. So konnte der ein oder andere M´era Luna-Veteran das Festival ganz neu entdecken. Besonders galt dies für den neuen Eingangsbereich des Geländes, so wurde man beispielsweise von einem großen, hölzernen Schriftzug, auf dem der Name des Festivals prangte, begrüßt. Daran angrenzend lag ein eigens angelegter Teich, in dessen Mitte Gevatter Tod einen wachenden Blick über die Festivalbesucher schweifen ließ. Kleiner Wermutstropfen: Den Umgestaltungen der Stände sind die Markisen zum Opfer gefallen. Ein gemütliches Kaltgetränk im Schatten gestaltete sich somit etwas schwierig.

Traditionell reist man auf dem M´era Luna ja bereits am Freitag an. So war es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Festivalbesucher am ersten Abend, wenn die Bands auf den großen Bühnen noch schwiegen, dem wundervoll gestalteten Mittelaltermarkt einen Besuch abstattete. Natürlich durfte die dazu passende Feuershow von der atemberaubenden PyroHex Perfomance Group, samt Gaukler Friedrich und musikalischer Untermalung, nicht fehlen. Wer dennoch keine Lust auf Dudelsäcke, Feuertänzer und Co. hatte, blieb natürlich auch da nicht auf der Strecke. Mera Luna 2015Entweder zog es einen zu den Lesungen von Markus Heitz, David Grashoff und Christian von Aster, die einen in eine andere Welt entführten, oder man kam im Discohanger seinem Tanztrieb nach.

Mit den ersten Sonnenstrahlen am Samstagmorgen, erwachte auch wieder das Leben auf dem gut gefüllten Zeltplatz. Ob nun mit Schminkkoffer oder einem Frühstücksbier, bereitete sich jeder, auf seine Art und Weise, auf den Festivaltag vor. Bereits zur Festivaleröffnung um 11:00 Uhr zog es ungewohnt viele Besucher zum Konzert von Élvéllon, den Gewinnern des M´era Luna Newcomer Wettbewerbs. Diese schafften es mit ihrem rockigen Symphonic-Metal-Sound einen würdigen Einstand zu liefern. Direkt im Anschluss ging es für eine Großzahl der Frühaufsteher in den Hangar zu NACHTGESCHREI, welche mit ihrer Mischung aus melancholischen und kraftvollen Klängen die Menge in ihren Bann zog. Nachteil an einem so frühen Slot ist natürlich immer die viel zu kurze Spielzeit.

VersengoldWeiter ging es dann amüsant, mittelalterlich mit VERSENGOLD auf der Mainstage. Diese schafften es beinahe jedem Besucher ein seliges Lächeln ins Gesicht zu zaubern und bereiteten somit vortrefflich auf die bald darauf folgenden Herren von COPPELIUS vor. Diese spielten wie gewohnt kraftvoll und individuell eine Mischung aus alten Stücken wie z.B. „To my Creator“ und Songs des aktuellen Albums wie „Der Luftschiffharpunist“. Technische Probleme kaschierte die Band hervorragend und gab auch denen, die die Band zum ersten Mal sahen, ein gutes Gefühl mit auf den Weg.

The OtherDie Mengen die sich vor der Bühne versammelt hatten, begannen sich nun zu teilen. Manche zog es wieder in den Hangar zu THE OTHER, die sich mit überzeugend, rockigen Stücken wie „Back to the Cemetery“ und „Castle Rock“ hinter Horrorpunk-Urgesteinen wie den Misfits nicht verstecken müssen. Ein Großteil verblieb allerdings direkt vor der Mainstage und fieberte dem Auftritt von OST+FRONT entgegen. Diese zeigten sich, wie nicht anders zu erwarten, von ihrer provokantesten Seite. Zu Songs wie „Fleisch“ wurde an Kunstblut und durchs Publikum fliegenden Eiterballons“ nicht gespart. Im Anschluss breitete sich die Masse wieder aus. Die einen zog es zurück zum Zelt, die anderen wiederum in den Hangar, in dem sich FROZEN PLASMA warm machten. Die Synthie-Gruppe brachte mit ihren unter die Haut gehenden, elektronischen Klängen die Halle zum Kochen.

Natürlich wurde es vor der Mainstage wieder voll, als sich LORD OF THE LOST ankündigten. Mit der aktuellen Single „Full Metal Whore“ oder Klassikern wie „Sex on Legs“ legten die Jungs um Chris Harms ein „buntes“ Programm hin und begeisterten die Fans. Dicht gefolgt überzeugten MELOTRON (als Duo) mit einem Best of Set in Form ihrer persönlichen „Werkschau“. Lord Of The Lost - Bad in der Fanmenge Mera Luna 2015Da durften Klassiker wie „Das Herz“ neben „Der Anfang“ natürlich fehlen. Somit neigte sich der Samstag bereits Richtung späten Nachmittag. Die, die noch immer genug Kraft in den Beinen hatten zog es nun weiter zu den Auftritten von den DEATHSTARS, MERCIFUL NUNS, L'ÂME IMMORTELLE und AESTTHETIC PERFECTION.

Zum Abend gaben sich die Spielleute von SALATIO MORTIS die Ehre und brachten die Menge mit einer musikalischen Zeitreise durch ihre Bandgeschichte zum Toben. Mit dabei waren Klassiker wie „Prometheus“ und der Opener des neuen Albums „Zirkus Zeitgeist“. Wie für SaMo Auftritte üblich, lagen sich spätestens zum letzten Lied, dem „Spielmannsschwur“ alle in den Armen. Nach diesem Auftritt ging es mit IN STRICT CONFIDENCE im Hangar weiter und es ergab sich die Möglichkeit seine Ohren nach diesem, doch recht rocklastigen Teil des Tages, auf die Vorstellung von BLUTENGEL auf der Mainstage vorzubereiten. Die Berliner präsentierten ein Gothic-Set, wie es klassischer nicht hätte sein können. Da durften „Lucifer“ und „Reich mir die Hand“ nicht fehlen, das ganze verpackt in eine Show mit einer beachtlicher Zahl an leicht bekleideten Frauen und einem charismatischen Chris Pohl, der immer noch die Herzen der jungen Gothic-Fans höher schlagen lässt.Blutengel - Mera Luna 2015 Parallel sollten sich SUICIDE COMMANDO warm machen, nur wurde der Gig bereits vor Festivalbeginn krankheitsbedingt abgesagt. Als Ersatz wurden [X]-RX gefunden, die natürlich nicht dem Anspruch der Niederländer mithalten konnten. Gute Nachricht für die Suicide Commando Fans: Der Auftritt soll auf dem M´era Luna 2016 nachgeholt werden. Somit steht bereits einer der ersten Headliner für das kommende Jahr fest.

Der Samstag ging nun mit großen Schritten dem Ende entgegen, was aber auch bedeutete, dass es Zeit für die Headliner des Tages wurde. Als erstes sollte Filmproduzent und Düsterrocker ROB ZOMBIE mit seiner Band die Bühne erobern, die mittlerweile stark an einen Horrorfilm aus vergangenen Tagen erinnerte. Mit überzeugenden Effekten und krachenden Sounds brachte er mit „Teenage Nosferatu Pussy“ das Flughafengelände zum Beben und gewann sicherlich viele neue Fans in der schwarzen Szene. Nach über eine Stunde Spielzeit und weiteren Hits wie „Dead City Radio and the new Gods of Supertown“ und den Coversongs „Blitzkrieg Bob“ und „Schools Out“ von den Ramones und Alice Cooper, verabschiedete sich ZOMBIE unter Selbstapplaus vom Publikum. Für viele Fans war es direkt Zeit in den Hangar zu ziehen, in dem sich PHILLIP BOA AND THE VOODOO CLUB die Ehre gaben.

Pünktlich zum Sonnenuntergang betraten ASP die Mainstage und zeigten ihren Anhängern von Beginn an, wieso sie sich in den letzten Jahren diesen Headlinerslot erarbeitet haben. Zu hören gab es größtenteils ältere Stücke wie „Kokon“, „Und wir tanzten“ und „Lykantrophie“, allesamt im gewohnt düsteren Rockgewand, sowie einen Titel des neuen Albums, der seinen Namen vom Hotel „Astoria“ erbte.ASP - Mera Luna 2015 Auch gab es ein sehr überzeugendes Medley zu „Werben“ mit der Sängerin von Spielbann. So überzeugend sich ASP auf der Bühne optisch auch zeigten, so durchwachsen war die akustische Qualität des Auftritts, was vor allem an teilweise komplett wegfallenden Tonspuren lag. Mit „Ich will brennen“ und „Schwarzer Schmetterling“, viel Feuer und einer Menge Schweiß entließ man das schwarze Volk in die Nacht. Ein langer Tag auf dem Festivalgelände war nun vorbei und viele der Gäste zog es zurück an ihre Zelte. Einige Besucher, die nur für diesen einen Tag angereist waren, packten bereits zusammen und machten sich auf den Heimweg.

 

Festival-Sonntag:
Für die meisten Festivalbesucher gab es eine nur kurze Nacht, da sich bereits am Morgen der letzte Festivaltag von seiner schönsten aber auch heißesten Seite zeigte. Steigende Temperaturen trieben viele aus ihren Zelten und frühzeitig zurück auf das Festivalgelände oder an die vielseitig bestückten Frühstücksstände.Unzucht Wer bereits wieder putzmunter und in Feierlaune war, konnte den Tag mit der musikalischen Begleitung von PRIVATE PACT, SCHWARZER ENGEL und UNZUCHT beginnen. Letztere füllten den Platz vor der Bühne bereits zur Mittagszeit mit erstaunlich vielen Besuchern. Spätestens zum Gassenhauer „Kleine geile Nonne“ war das Festival wieder hellwach und bereit den Sonntag gebührend zu feiern.

Diejenigen die ihren Sonntag eher klassisch und gemütlich starten wollten, hatten die Möglichkeit zu einer Lesung von ASP und Kai Meyer in den Hangar zu ziehen. Mit steigender Temperatur ging es dann aber auch für die letzten Schlafmützen mit elektronischen Klängen von TYSKE LUDDER im Hangar oder aber der italienischen Synth-Rock-Band DOPE STARS INC. auf der Mainstage weiter. Diese ließen mit ihrem kräftigen Elektro-Punk-Sound das Thermometer weiter in die Höhe steigen und brachten ihre Fans mit Brechern wie „Beatcrusher“, einem großartigen „Theta Titanium“ und nicht zuletzt „Make a Star“ zum Kochen.

Minimalelektronisch ging es mit ABSOLUTE BODY CONTROL im Hangar weiter, während auf der Mainstage Tanzwut mit ihrem Elektro-Mittelalter-Rock begeisterten. Eines der musikalischen Highlights des Sonntags zeigte sich einige Zeit später mit APOPTYGMA BERZERK. Apoptygma Berzerk - Stephan GrothDie Norweger legten einen atemberaubenden Liveauftritt auf die Bühne. Mit ihrer Mischung aus altbekannten Stücken wie „Starsign“ und „Kathy´s Song“ brachten sie selbst jene, die APOP bisher nicht kannten zum ausrasten. Anschließend sollten auch Freunde des Future Pop auf ihre Kosten kommen und so zeigten sich im Hangar ROTERSAND von ihrer besten Seite. Auf der Mainstage luden hingegen die Gothrocker von MONO INC. zum Tanz und ließen den Platz vor der Mainstage knapp werden, während sich im Hangar die Fans von NACHTMAHR um die besten Plätze drängten.

Mit den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN folgte ein wahres Szene-Urgestein, auch wenn es die erste Show auf dem M´era Luna war. Die Herren um Blixa Bargeld gaben ihr Bestes, doch irgendwie wollte der Funke zunächst nicht auf das Publikum überspringen. Einstürzende NeubautenIrgendwie fehlte die Kraft und dann auch direkt wieder die Probleme mit dem Sound. Zum Schluss war immerhin das Publikum wieder ganz auf Seiten der Band und schrie Zugabe. Im Anschluss stand schon die Grand Dame der dunklen Szene bereit, ANNE CLARK. Die Britin bot wie bekannt kein großes Tamtam, sondern spielte eine solide und vielbeachtete Show.

So wie das diesjährige M´era Luna mit symphonischen Metal begonnen hatte, so sollte es auch enden. Und wer wäre dafür besser geeignet als die Begründer dieses Musikstils, NIGHTWISH. Nightwish - Mera Luna 2015Mit ihrer neuen Frontfrau zeigten sie einen fulminanten Auftritt. Zwar fehlte es weiterhin an der Stimmgewalt einer Tarja Turunen aber dank der überzeugenden Stimme von Floor Jansen fiel dies nicht weiter ins Gewicht. So konnten sich Nightwish von einer ihrer besten Seiten zeigen und mit Songs wie „She is my Sin“, „Amaranth“ und „I want my tears back“ das Publikum in ihren Bann ziehen. Aber vermutlich hat kaum eine andere Band so viel M´era Luna Erfahrung wie diese.
Nachdem die letzten Klänge verstummten, ging es für die meisten entweder zurück in die Zelte, um sich auf die bevorstehende Heimfahrt vorzubereiten. Wer darauf noch keine Lust hatte und noch über einen letzten Rest Energie verfügte, der fand sich, wie es die Tradition verlangt, an der großen Kreuzung des Hildesheimer Flughafens ein, um dort noch bis in die Morgenstunden zu feiern und sich mit Resten von zurückgelassenem Campingmaterial musikalisch zu verwirklichen.

Letztlich bleibt zu sagen, dass wie in jedem Jahr das M´era Luna ein exotisches Highlight des Sommers ist. Egal ob einem das Line-Up zu 100% gefällt oder nicht, der Spaß und die Freunde bei diesem Festival kommen niemals zu kurz und so kann sich jeder Freund der dunklen Seite der Musik bereits auf das bevorstehende Jahr und das damit einhergehende Festival freuen.

Die Bilder vom Wochenende >>>>

 

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