Hauptsache Electro - Das VI. E-Only Festival im ehemaligen Stadtbad Leipzig

am . Veröffentlicht in Photoreports 2016

e only 2016 flyerGanz allmählich füllte sich ab dem späten Nachmittag dieses Samstags im Februar 2016 das Schwimmbad im Alten Stadtbad zu Leipzig. Allerdings nicht mit Wasser, sondern mit Freunden der elektronischen Musik.
Einige kennen die 1916 erbaute Location bereits vom Wave Gotik Treffen und vom letztjährigen 5. E-Only Festival.
Besucher tanzen im großen Schwimmbad, in dem sich auch die Bühne befindet, unter schwarzen Kronleuchtern, flanieren zum zweiten Dancefloor in der Jugendstil-Empfangslobby und besuchen statt Toiletten die „Damen und Herrenwaschräume“.

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Die erste Band hat es auf solchen Eintagesfestivals immer besonders schwer. In diesem Fall die Synthie Pop-Combo NOVA-SPES, deren Frontmann aber mit sächsischem Charme das Konzert humorig gestaltete.

NOVA-SPESIm Kontrast dazu gestalteten sich die Visuals: Aufnahmen von Neo-Nazidemos, montiert mit den schlimmsten bekannten KZ-Befreiungsaufnahmen. Die Botschaft in Schrift und Gesangsform: „Fuck you racist pig!“. Dazu noch eine klare Ansage gegen Rassismus. Plakativ und ungeschminkt, spiegelte das Ganze etwas vom Zeitgeist wieder – beim Publikum löste die Show Zustimmung aus. Ganz zahm wirkten dann die nächsten Visuals. Wir sahen eine rührende Elefantenfamilie – die Botschaft hier: „We stand together“. Trotz der Holzhammerromantik entbehrt Nova-Spes nicht eines gewissen ungeschliffenen Underground-Flairs.

Angels & AgonyNach kurzer Pause ging es schon mit ANGELS & AGONY weiter. Die niederländische Futurepop-Band fiel vor allem durch den charismatischen Frontmann auf. Fast acht Jahre war es still um sie geworden - eine Ewigkeit in der Musikbranche – und doch sind sie bei ihren Fans offensichtlich bis heute nicht in Vergessenheit geraten. Dies bewies die Menge an der Stage, die nicht nur mit Clubhits der Vergangenheit beglückt wurde. Vielmehr stellte man auch seinen jüngst veröffentlichten Longplayer „Monument“ erstmals live vor.
Die Belgier ABSOLUTE BODY CONTROL aka Dirk Ivens und Eric Van Wonterghem, gegründet bereits 1979, gehören zweifelsohne zu den Szene-Ikonen ihres Genres. Ihr Minimal-Electro, unterlegt mit viel Kunstnebel und Strobolichtgewitter, eignet sich von jeher eher für die Enge eines Clubs. Heute hier im geräumigen Schwimmbad wippen die Besucher gediegen mit. Trotz sehr angenehmer Konzerte hatte die Stimmung immer nicht ganz gezündet. EzionogADoch bekannt dafür, die Stimmung aufzuheizen, sind Agonoize, gern mal als Kunstblutgroßverbraucher unter den elektronischen Barden verschrieen. An diesem Abend rückwärts geschrieben und gänzlich unblutig als EzionoqA angekündigt. Viele Gäste hatten dies scheinbar vorab nicht erkannt und schienen positiv überrascht davon, das Berliner Duo vor sich zu haben. Das Konzept ging auf und die Menge tanzte und feierte endlich. Wäre die unpassende Coverversion des KISS Hits  „I Was Made For Loving You“ nicht gewesen, hätte man durchaus jubeln können.
SOLITARY EXPERIMENTS bezeichnen Leipzig gern als ihre zweite Heimat. Mit Drummer Frank können sie sogar einen waschechten Leipziger in ihren Band vorweisen. Das Quartett mit Sänger Dennis kann auf über 15 Jahre Bandhistory verweisen und baute sich über die Jahre einen sehr treuen Fanclub auf. Solitary ExperimentsLeichtes Spiel also für Solitary Experiments und die gemessene Stimmung am Abend erreichte ihren Höhepunkt – eingefangen in einem Foto, was am Ende des Konzerts mit Band und Publikum gemacht wurde.
Es sollten allerdings noch zwei Bands folgen. Zum einen mit NACHTMAHR aus Österreich. Die Visuals der Band gestalteten sich polarisierend im „Military-Chic“. Die Bühnenshow der Damen eine Performance der „50 Shades of Langeweile“. Als reine Dekofiguren links und rechts der Bühne hätten sie eine bessere Figur abgegeben.
Suicide CommandoSUICIDE COMMANDO, der Headliner des Abends zu später Stunde gegen 0 Uhr, hatte ein Vintage-Set angekündigt. Was die Herzen der Oldschool-Freunde erfreute, denn es wurden ausschließlich Stücke aus den Anfangstagen der Band zu Gehör gebracht, zog den anderen Teil dann eher zum Dancefloor für die Aftershowparty hin.
Das trancige, für die nachmitternächtliche Uhrzeit doch etwas zu behäbige Konzert konnte leider nicht mehr alle Gäste mitreißen und dem letzten Highlight traf unerwarteterweise dasselbe Schicksal wie den Opener des Festivals.

 

Fazit: Zu viele Bands auf einen langen Abend verteilt, ansonsten eine sehr angenehme Stimmung mit unterhaltsamen Konzerten.

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