Flug über Berg und Tal auf 247 Metern Höhe - AND ONE LIVE auf Festung Königstein

Geschrieben von Michael Papsdorf am . Veröffentlicht in Photoreports 2019

Bereits seit sechs Jahren hat Dresden im Sommer eine geschichtsträchtige Konzertlocation, die ihresgleichen sucht. Unter freiem Himmel können die Besucher ihre Lieblingsbands auf der Festung Königstein erleben, das älteste heute noch stehende Gebäude ist die Burgkapelle, die in der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert errichtet wurde. Doch zurück in die heutige Zeit...

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Ankunft auf Königstein gegen halb fünf. Bei meiner Planung habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht: Ich habe mir im Internet eine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln herausgesucht und bin mit der S-Bahn nach Pirna gefahren, wo ich in einen Bus des Regionalverkehrs umstieg. Ich erreiche meine Haltestelle auf der Landstraße mitten im Wald etwas verwundert und frage die freundliche Busfahrerin, in welche der vier möglichen Richtungen ich mich jetzt auf den Weg machen soll. Landschaftlich sehr schön geht es durch den Wald und eine Unterführung bis zum Parkhaus unterhalb der Festung, wo ein kleiner Shuttlezug - eine Mischung aus Auto und Eisenbahn mit angehängten, offenen Waggons - Richtung Festung bereits im Begriff ist, loszufahren. Mein leicht verzweifeltes “Warte!” wird erhört, und so kann ich bequem nach oben fahren. Mit an Bord sitzen bereits einige schwarz gewandete Gestalten, die ganz offensichtlich nicht nur zur Burgbesichtigung anreisen. Auch auf dem Parkplatz stehen einige Gruppen, selbst vor dem Eingang wird schon gewartet, die berühmte erste Reihe ist vielen für ihre Konzertbesuche wichtig.
and one 20190716 1207871876Oben auf der Festung herrscht derweil geschäftiges Treiben. Die Gastronomen legen letzte Hand an ihre Verkaufsstände, die Techniker machen Soundcheck, es wird eingeleuchtet, geräumt und letzte Absprachen getroffen. Während die Vorhersagen für das Wetter eher von kalt und regnerisch berichteten, ist es derzeit sehr sonnig und warm. In Dresden gebliebene Freunde berichten jedoch von Unwettern, die wohl in unsere Richtung ziehen sollen. Unten am Eingang zum Aufzug treffen inzwischen immer mehr Grüppchen ein, die sich auf dem weitläufigen Gelände einen gemütlichen Platz suchen.
18.30 Uhr - Einlaß. Wer es durch die Kontrollen geschafft hat, wird von dem freundlichen Aufzugführer - erneut eine sehr geschichtsträchtige Institution - mit lustigen Sprüchen und selbstgemachter musikalischer Untermalung nach oben gebracht. Ein riesiges And One - Emblem ist das erste, was einem ins Auge fällt, bevor es in wahrlich beeindruckendem Ambiente in den Burghof und direkt vor die Bühne geht, wo verschiedene Essens- und Getränkeangebote darauf warten, die Zeit bis zum heiß ersehnten Konzertbeginn zu überbrücken.
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und so finden viele den Weg auf die Festungsmauer, auf der sich eine wahrhaft beeindruckende Aussicht auf die umliegende sächsische Schweiz und bis nach Dresden bietet.
In der Ferne jedoch kann man bereits dunkle Wolken und Regen, sowie einige Blitze sehen. Der Wind frischt auf und erste Regentropfen finden ihren Weg nach unten. Der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch: viele ziehen einfach nur eine mitgebrachte Jacke an und machen Erinnerungsphotos vor stürmischer Kulisse.
Musikalisch geht es inzwischen voran: Es ist Zeit für die Vorband, die in diesem Fall ein Vor-DJ ist. Musikalisch fühlen sich einige an das Jahr 2008 erinnert, als Alexander Marcus als Vorband für And One agierte. Zu deutsch: es passt nicht ganz, ist jedoch als Untermalung ganz brauchbar.
and one 20190716 1006056278Kurz vor dem Konzert fängt es nun doch der Regen an und Blitze zucken über den Himmel. An dieser Stelle reagieren die Veranstalter sehr verantwortungsbewusst und räumen die Festungsmauer, was den Platz vor der Bühne recht gut füllt. Während der DJ aufhört und bis auf erwartungsvolles Murmeln des Publikums Stille eintritt, hört auch der Regen auf.

and one 20190716 1398899950Es kann beginnen, und so erklingen die ersten Takte von “Dein Ende”, während die ersten Musiker unter Jubel die Bühne betreten. Steve täuscht ein paar Mal an, bevor er endgültig vor das Publikum tritt und ein weiteres Mal jahrzehntelange erfolgreiche Bühnenerfahrung unter Beweis stellt: bereits in den ersten Sekunden zieht er jegliche Aufmerksamkeit in seinen Bann und begrüßt alle mit der Ansage, daß er es ja schon immer gesagt hat: Es regnet vielleicht vor And One, vielleicht auch nach And One - aber niemals während And One. Er sollte auch für diesen Abend Recht behalten.
“Stand the Pain” war nun das erste Lied - und spätestens bei Sternradio gab es bei der Zuhörerschaft kein Halten mehr. Es wurde getanzt und mitgesungen und auf der Bühne gaben die Musiker alles - an dieser Stelle zeigt sich immer wieder, daß es auch einen deutlichen Unterschied macht, wenn jemand hinter seiner Musik steht und das auch fühlt und lebt, was er da zelebriert.
and one 20190716 1367740566Überraschungseffekt für mich persönlich, der ich schon eine ganze Weile And One nicht mehr live erlebt hatte, war dann “Timekiller” - ein Project Pitchfork Cover, welches Steve atemtechnisch so forderte, daß er danach konstatierte, daß Peter (Spilles) doch ein paar mehr Atempausen einbauen sollte, da es unmöglich ist, sich dabei noch zu bewegen, weil es wirklich keine Textpausen gibt. Kann man als Seitenhieb verstehen, daß Peter sich zu wenig bewegt auf der Bühne - oder auch als Hommage.
and one 20190716 1355356056Weitere Highlights des Abends waren Metalhammer, die Deutschmaschine, Krieger, Recover You, Second Voice und Technoman, bevor zum Abschied Take Some More gespielt wurde und das Konzert unter viel Applaus ein Ende fand.
An dieser Stelle sollte man erwähnen, daß auch nach dem letzten Song für das Publikum gesorgt wurde. Es gab noch Getränke sowie eine kleine Aftershow, um den Abend ausklingen zu lassen, bevor es mit erneuter musikalischer Untermalung via Aufzug wieder nach unten und dann wahlweise eigenem Auto oder den zur Verfügung gestellten Shuttlebussen nach Dresden ging.
Fazit: Wiederholungsbedarf!

Setlist Freitag:

Intro (Dein Ende) Stand The Pain Sternradio
Exit
Love & Fingers
Timekiller
Schwarz
Sometimes
Fehlschlag
Metalhammer
Most of the Tears
An alle Krieger
U-Boot-Krieg in Ost Berlin
Anguish
Deutschmaschine
Seven
Killing the Mercy
Unter meiner Uniform Krieger
Speicherbar
Recover You
Second Voice
Techno Man Take Some More
Setlist Samstag:
Shouts of Joy
My Warrior
Loser
Zerstörer
Body Company
Consequence of Time
Wasted
Enjoy the Unknown
Für immer
Für
The Secret
Murder Murder
High
Panzermensch
Strafbomber
Second Front
Sitata Tirulala
Steine sind Steine
Mirror in your Heart
Get you Closer
Military Fashion Show
Bodynerv
Life isn’t easy in Germany
Tanz der Arroganz
So Klingt Liebe
Mo Di Mi Do Fr Sa So