Hate is just a 4-letter word – Die SHOCK THERAPY Story
"1985 - 2008 Theatre of Shock Therapy"
In diesen Tagen wird eine „Best of“-CD der Kultformation SHOCK THERAPY veröffentlicht. Eine Band, die nicht nur für ihre auffallende Bühnenpräsenz und den vielen Klassikern auffiel, sondern auch wegen der ständig wechselnden Bandbesetzung. Aus diesem Anlass, werden wir uns mal ein wenig mit dem Projekt um den leider schon viel zu früh verstorbenen Gregory „Itchy“ McCormick beschäftigen.
Dazu habe ich mit Peter Ehrenfeld (Manager) und Per-Anders Kurenbach (Live-Musiker und Produzent) auch zwei kompetente Gesprächspartner gehabt.
Detroit, 1984. Der damals 20-jährige, „Itchy“ McCormick gründet zusammen mit Gitarrist Keith Jackson die Band Shock Therapy. Etwa ein Jahr später wurde dann das gleichnamige Debütalbum auf dem bekannten Fundamental-Label veröffentlicht, auf dem auch der absolute Über-Hit „Hate is just a 4-letter word“ zu finden ist. Damit hatten die Beiden den Grundstein für den Weg zum Kultstatus gelegt. Sämtliche Indie-Radiostationen, die meist an Colleges angebunden waren, spielten die Songs in Heavy Rotation und sorgten somit auch dafür, dass die Zielgruppen beschallt wurden. Natürlich blieb das nicht ohne Folgen, denn die erste Tour war ein voller Erfolg vor stets gut gefüllten Konzerthallen.
Nur ein Jahr später erschien mit „My Unshakeable Belief“ das zweite Album und die dazugehörige Tour führte die Band dann auch nach Deutschland. Auch hier war die Begeisterung groß und die Clubs platzten bei den Konzerten stets aus allen Nähten.
Damit war nun der Weg für eine weltweite Karriere geebnet. Der weitere Weg ist dann relativ einfach erzählt: Die Mitglieder von Shock Therapy wechselten regelmäßig und manchmal verließ sogar währen der Tour ein Mitglied kommentarlos die Band. Aber Gregory McCormick ging weiter unbeirrt seinen Weg und die weiteren Alben sprachen eine deutliche Sprache: Shock Therapy waren lebendiger denn je und jede Veröffentlichung war ein Meilenstein für sich.
Erst als „Itchy“ McCormick dann wegen diverser Vergehen in der Vergangenheit im Jahre 2000 ins Gefängnis muss, endet der Siegeszug. Im Sommer 2007 wird „Itchy“ aus der Haft entlassen und er sprüht mehr denn je vor Energie und will ein neues Album produzieren. Die Veröffentlichung wird er aber nicht mehr erleben, denn am 5.November 2008 verstarb Gregory „Itchy“ McCormick im Alter von nur 44 Jahren.
„Itchy“, der sich im Übrigen aus Sympathie zu Iggy Pop so nannte und aus Faszination vom Umgang Elton Johns mit Synthesizern selbst welche in den Songs verwendete, war immer alles andere, als ein Vorzeige-Musiker. Drogen, Alkohol und psychische Probleme, die Aufenthalte in entsprechenden Einrichtungen zur Folge hatten begleiteten sein Leben. Aber was immer auch war, „Itchy“ hat sich dem gestellt und mit der Veröffentlichung von stattlichen 15 Alben zu Lebzeiten sich selbst ein Denkmal gesetzt.
Doch zurück zur Gegenwart.
Auch 9 Jahre nach dem Tod von „Itchy“ sind Shock Therapy lebendig. „Theatre of Shock Therapy“ heißt die aktuelle Veröffentlichung und kommt als „Best of“-Zusammenstellung daher. Sogar Live-Konzerte und eine Tour sind in Planung. Wie das funktionieren soll und warum Shock Therapy auch ohne den charismatischen Frontmann „Itchy“ machbar ist, erfahrt ihr in einem kleinen Interview.
Dieses habe ich mit dem Manager der Band und Inhaber des Labels I AM SURPRISED RECORDS, Peter Ehrenfeld und dem aktuellen Produzenten und Live-Musiker Per-Anders Kurenbach geführt.
Zunächst drängt sich natürlich die Frage auf: Warum dieses „Best of“-Album?
Peter Ehrenfeld: Eine „Best Of“ – Veröffentlichung ist schon sehr lange geplant gewesen - noch zu Itchy´s Lebenszeit - wurde aber bislang nie realisiert. Dies hing unter anderem auch mit rechtlichen Abklärungen zusammen, an denen wir jahrelang arbeiteten und uns nun einig wurden mit der Vorgehensweise und Veröffentlichung. Durch die Gründung meines „I am Surprised Records“-Label habe ich eben auch die Möglichkeit das Vorhaben nun umzusetzen.
Im Rahmen der Shock Therapy Digital Katalog Veröffentlichungen (bislang gibt es ja meist nur illegale Downloads/ nicht autorisierte Sachen) dachten wir uns, eine Retrospektive über Itchy´s Gesamtschaffen macht Sinn, da ja viele sicherlich nur „Hate is just a 4-letter word“ kennen. Darüber hinaus sind viele Platten physisch vergriffen oder extrem teuer und so kann man sich nun auf 2 1/2 Stunden einen musikalischen Überblick über Itchy´s-Shock Therapy Werke verschaffen, der unseres Erachtens nach sehr gut funktioniert - für Fans und für „Neueinsteiger“. Zukünftig wird es diesbezüglich noch einige Überraschungen geben.
Shock Therapy genießt in vielen Teilen der Gothic-Szene Kult-Status. Wie erklärt sich das, wenn man einmal den absoluten Überhit „Hate is just a 4-letter word“ außen vorlässt?
Peter: Ja das ist erstaunlich, da Itchy doch immer wieder die Genre-Grenzen gesprengt und sich eigentlich auch nie einer einzigen Szene zugeordnet gefühlt hat bzw. kontinuierlich daran weitergemacht hat. Er war stets unberechenbar und hat sich an seinem eigentlichen Stil (eben das Shock Therapy so klingt wie Shock Therapy) nie beirren lassen. Dies wird - so glaube ich – einem heute erst so richtig bewusst. Auch hat Itchy mit Shock Therapy an dem Kult gebastelt. Mit seinen Auftritten, Lesungen und Gemälden war er immer außerordentlich - speziell dies hat in der Szene und in den Menschen, die dies erlebt haben, Spuren hinterlassen, da doch diese Szene auch von solchen extremen und überzogenen Darstellungen lebt. Itchy war immer authentisch.
Es ist zum neuen Release eine Tour geplant. Kann Shock Therapy ohne „Itchy“ (live) überhaupt funktionieren? Wer wird bei den Konzerten „Itchy´s“ Part übernehmen?
Per-Anders Kurenbach: Ich bin sicher, dass Shock Therapy OHNE Itchy für unsere Konzerte funktionieren kann. Wir haben in den Medien und auch in vorherigen Interviews immer wieder klar gesagt, dass wir KEINE neuen Songs anstreben, keine neue CD mit neu geschriebenen Stücken machen werden. Es geht nur darum, wieder etwas den Zauber der letzten 30 Jahre in Erinnerung zu rufen und die alten Hits abzufeiern. Wir studieren die Songs fast 1:1 ein, um sie so authentisch wiederzugeben, wie möglich.
Mit im Shock Therapy- Boot sind Keith Jackson (welcher Gitarrist und Gründungsmitglied von Shock Therapy 1985 war) und Cliff Hill an den Drums. Cliff ist seit Ende der 80er Jahre dabei. Zur Zeit machen die Beiden für sich zahlreiche Proben in Detroit und Phoenix, um sich so auf unsere gemeinsamen Proben im April vorzubereiten. Ich werde auf den Konzerten den Live-Keyboard-Part übernehmen. Die Instrumentals habe ich Re-arrangiert und für Cliff mit Klick-Track versehen, damit er gewisse Percussion-Spuren und eventuell Bass über Kopfhörer mitbekommt und dazu seine Drums spielen kann. Mehr kommt an Signalen nicht. 80% der Musik wird live gespielt.
Itchy ist nicht ersetzbar und wir wollen auch keinen neuen Itchy schaffen. Das ist Fakt! Wir werden daher mit Gastmusikern arbeiten, welche mit viel Elan und Freude sicherlich ein Konzert zum Erlebnis werden lassen und sich gut in das Werk Shock Therapy einfügen werden.
Wie sehen die weiteren Pläne aus, sollte das Ganze gute Resonanz erhalten?
Per-Anders: Wenn dieses Jahr ein Erfolg zu verbuchen ist und unsere Neu-Formation vom Publikum angenommen wird, dann werden wir auf jeden Fall auch nächstes Jahr auf Tour gehen wollen. Diese wird dann auch etwas größer sein, vielleicht auch Konzerte in den vereinigten Staaten, mal sehen. Wir konzentrieren und erst einmal nur auf 2017. Es hat alles sehr spannend angefangen und wir haben bisher überwiegend positive Resonanzen erhalten. Natürlich kann man nicht allen gerecht werden, das wissen wir. Aber es steht noch die eine oder andere weitere Überraschung an. Das hat ja Peter schon angedeutet.
Mal rein fiktiv: „Itchy“ würde noch unter uns weilen - wo würden Shock Therapy jetzt stehen? Wie hätte sich alles entwickelt?
Peter: Natürlich ist so eine fiktive Frage schwierig zu beantworten. Es ist schade, dass Itchy so früh von uns gegangen ist, da ich oft das Gefühl habe, wir hätten uns noch auf einige Überraschungen einstellen können. Itchy, auf den sich heute noch viele Künstler berufen, war immer bestrebt sich weiterzuentwickeln. Er wollte nicht, dass die Shock Therapy Alben alle gleich klingen, weshalb es eben so schwierig ist zu sagen, was Shock Therapy heute machen würden. Auf jeden Fall wäre Shock Therapy auch heute noch eine Band, welche die musikalischen Grenzen ausloten und neue Wege beschreiten würde. Das jetzt erscheinende Best Of Album ist also auch eine gute Möglichkeit sich einen Überblick über das Werk von Gregory "Itchy" McCormick zu verschaffen. Vielleicht ermöglicht diese Retrospektive es dem einen oder anderen, bisher unbekannte Facetten im „Shock Therapy-Theater“ zu entdecken.
Wir dürfen uns also in Zukunft darauf freuen, dass „Itchy“ McCormicks Vermächtnis weiter erhalten bleibt und sicher auch noch die neue Generation begeistern wird.
SHOCK THERAPY "1985 - 2008 Theatre of Shock Therapy" 2-CD
VÖ: 24.03.2017 (iamsurprised records/ believe digital/soulfood)
CD 1
01 ° Morning Intro
02 ° Running
03 ° Deliver To Me
04 ° Theatre Of Life
05 ° Violent Memories
06 ° Come And Dance With Me
07 ° Buried Alive
08 ° Gut Feeling
09 ° Pain
10 ° Hate Is A 4-letter Word
11 ° The Window Of My Dreams
12 ° Hard To Face Me
13 ° Hope I Die Tonight
14 ° I Dont Even Care
15 ° Touch Me And Die
16 ° Anti-communication
17 ° Nth Power Of Extreme
CD 2
01 ° Psychotic Princess
02 ° The Glory Of Pain
03 ° Disorder
04 ° What Compelse Me?
05 ° Brazen Fools
06 ° Let Me Go
07 ° You Hate Me
08 ° Projectile Vomitting
09 ° Can I Do What I Want?
10 ° A Dishonest Man
11 ° I Never Asked For This
12 ° No Fear Of Death
13 ° Everyone Hates Me
14 ° Playing With God
15 ° Shower Of Indecision
16 ° Do You Know What Its Like?
17 ° Moldy
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