VNV NATION - Die Compendium Gala-Show zum 20. Bandjubiläum in Dresden
05.12.2015 - Alter Schlachthof Dresden
20 Jahre VNV NATION, dass ist ein Grund zum Feiern! Die englisch-irische Band um Ronan Harris setzte dies mit einer Hand voll spezieller extralanger Deutschland-Shows in die Tat um. Eingeladen wurde auf eine Zeitreise durch sämtliche Erfolgsalben der Bandhistory mit Überraschungsgästen und einzigartiger Licht- und Viedoshow. Ob das Versprechen gehalten wurde? Ihr erfahrt es in unserem ausführlichen Bericht.
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Heute waren wir für das eZine Hell-Zone unterwegs. Voller Vorfreude holte ich Ines zu Hause ab, sodass wir gemeinsam zum Schlachthof Dresden fahren konnten. Erfahrungsgemäß gibt es bei der Location immer Parkplatzmangel und wir versuchen ja auch umweltfreundlich zu sein. So kamen wir 18:45 Uhr an und fanden dank gut organisierter Parkplatzleitung gleich ein Plätzchen. Die nächste Überraschung war, dass wir vorzeitig in die Location hinein durften, obwohl der Einlassbeginn offiziell erst für 19 Uhr angegeben wurde. – Sehr fein für Mädels wie uns, die gern ohne lästige Winterjacken unterwegs sind ;). Schnell sicherten wir uns einen Platz in direkter Nähe der Bühne, sodass Fotografin Ines zu den ersten drei Songs problemlos vor der ersten Fanreihe in den "Graben" kam und wir uns in der mit 2000 Gästen ausverkauften Halle stets wiederfanden.
MARSHEAUX
Gegen 19:35 Uhr setzten zwei Männer, welche bereits auf der Bühne standen, sehr geniale weiße Wolfsmasken auf und begannen an ihren Laptops tiefe, coole Electrobeats zu präsentieren. Nach einem kurzen Intro kamen dann auch zwei Frauen auf die Bühne, stellten sich hinter ihre Mini-Synthesizer und sangen – und das sehr, sehr geil. Es dauerte eine Weile, bis wir herausbekamen, wer sie waren, da sie sich nicht vorstellten. Es waren MARSHEAUX. Die zwei Frauen Sophie und Marianthi kommen aus Griechenland und arbeiten seit 2000 zusammen, wobei die zwei Männer Bühnenbeiwerk zu sein scheinen, da diese in keiner Bandbeschreibung auftauchen – für so eine große Bühne auf jeden Fall eine sehr gute Idee. Ihre Musik beschreiben sie als Synth-Pop, wobei sie auch in der Trance-Ecke passen würden. Auf jeden Fall ist es wunderbare Musik mit phantastischen zwei Stimmen. Man muss sich das unbedingt mal anhören, auch wenn ihre Live-Performance auf die Dauer vielleicht etwas eintönig wirkt. Sie spielten unter anderem „Leave in Silence“, „Come on now“ und „Over and over“. Beim Letzteren gingen die ersten Reihen der bereits vollen Halle schon richtig mit und klatschten während des Songs im Takt. Etwas lustig fand ich, dass die beiden Mädels auf der Bühne nach jedem Song ebenfalls applaudierten, anscheinend aus Dankbarkeit, dass das Publikum sie so gut annahm. Mit den Songs „Breakthrough“ und „Shake me“ verabschiedeten sie sich gegen 20:10 Uhr von der Bühne – mit einem durchaus wohlwollenden Applaus, das heißt: Die Gäste fanden es toll ... wir auch ... sehr sogar.
VNV NATION
Noch immer ganz vorn stehend merkten wir, dass die Menge es kaum erwarten konnte VNV NATION zu sehen. Gegen halb Neun wurde die Gäste merklich unruhig und pfiffen vereinzelt, um die Jungs auf die Bühne zu locken. Auch Ines war ganz schön aufgeregt, total niedlich ;) .
Die Pausenmusik verstummte, die Bühne verdunkelte sich, das Intro ertönte – und eine Welle der Erleichterung schob sich durch den Schlachthof. Auf der Leinwand erschien nacheinander erst das Bandlogo, dann „Compendium“, „1995-2015“, „Dresden“. Als unsere Stadt erschien, kreischte es aus einem Hals – was für eine Stimmung. Per Countdown zählte es von 10 auf 1 herunter und endlich sprangen die vier Jungs von VNV NATION auf die Bühne. „Space & Time“ war der erste Song und sofort rastete die Masse aus. Es gab keinen Kopf, der sich nicht bewegte, kaum einen Arm, der nicht in der Luft war ... einfach atemberaubend. Nach dem ersten Song kreischte es im Schlachthof, als würden VNV schon eine ganze Weile Party machen. Ronan Harris stand auf der Bühne, schaute fassungslos glücklich in die Menge und meinte dann in seinem britischen Akzent „Meine Fresse!!! Habt ihr die ganze letzte Zeit Langeweile gehabt? ... Oh mein Gott!!!“ Es kreischte wieder vor Begeisterung. Als dieses ein wenig ‚leiser’ wurde, meinte Ronan noch schnell: „Wir haben ganz viel Musik für euch. Ich wollte euch nur kurz begrüßen.“ Anschließend gings weiter im VNV-Nation-Kosmos mit „Tomorrow never comes“ und „Darkangel“, wobei Ronan zwischendurch immer wieder mit dem einen oder anderen aus der Menge scherzte. Was ihm und auch mir nicht so gefiel, war die Missachtung eines Verbots durch einige Besucher: Sie waren nicht in der Lage, ihr Blitzlicht beim Handy auszumachen, was Ronan während des dritten Songs gestisch zu verdeutlichen versuchte.
Dieser Aufforderung kam die vollgestopfte Halle nur zu gern nach. Nach einem schier ungebändigten Applaus meinte Ronan dann um Verständnis bittend, dass die Blitzlichter von den Handys bitte ausbleiben sollen. „Ihr könnt fotografieren und filmen, so viel ihr wollt, aber bitte macht das Blitzlicht aus, das stört enorm auf der Bühne. Außerdem habt ihr da nur den Nebel auf den Bildern. Ohne Blitz bekommt ihr super Bühnenbilder mit dem tollen Licht.“ Ich empfand seine Bitte als so was von lieb, da er deutlich zeigte, dass er nichts gegen Fotografieren und Filmen hat, sondern nur das Blitzlicht störend empfand. Während des Instrumentalteils von „Darkangel“ rief Ronan seinen Fans zu: „Liebe Leute, es ist Samstag Abend! Lasst es raus!!!“
Es folgten unter anderem „Illusion“ und „Legion“. Bei ersterem sah ich mich kurz in der Menge um und entdeckte einen jungen Mann, der voller Inbrunst den Song mitsang (später war ihm dadurch wahrscheinlich so warm, dass er sein Hemd aufknöpfen musste ;)). Im Instrumentalteil von „Illusion“ fragte Ronan „Wollt ihr mit mir singen? Zusammen?“ Alle schrien, darauf Ronan „so laut wie möglich!“ und alle sangen mit ... es war unglaublich atemberaubend. Während der instrumentalen Between-Parts der Songs forderte der Sänger immer wieder „Hände hoch!“ Das ließ sich – glaube ich – keiner zweimal sagen. Bei „Legion“ begrüßte er zwischendurch seine Fangemeinde aus Bayern, die auch ganz vorn standen. Unglaublich, dass er die Leute von der Bühne wiedererkannte, und dann auch noch wußte, woher sie stammen. An anderer Stelle forderte Ronan „Bewegt eure Hüften! Tanzt noch mal! Come on! Sind wir hier zum Feiern?“ Die Halle schrie ihm jubelnd entgegen und erfüllte seinen Wunsch.
Das Stück „Great divide“ folgte, wobei Ronan nebenbei zum Lichtmann meinte „Mach, was du willst, zu blau passt alles!“ und lachte. Immer wieder schaute er in Gesangspausen in die Menge und schüttelte ungläubig und unendlich dankbar den Kopf, dass die Fans ihn so sehr tragen. Der neunte Song war „Control“. Man mochte es kaum glauben, aber es war möglich, die Masse noch mehr zum Kochen zu bringen. Im Refrain ließ Ronan dann immer das erste „Control“ vom Publikum singen – HAMMER!!! Ich hatte schon das Gefühl, dass die Halle dezent bebte ;) . Zwischendurch schrie Ronan in die Menge „Ihr seid schwarz. Aber ihr seid noch nicht tot. Come on!“ Und wieder ging die Masse ab. Nach einem wiederum megalangen Jubel und Applaus erklang „Ghost“. Die Bewegungsspots strahlten in einem dunkelvioletten Licht gerade nach unten und erschufen eine schier sphärische Kulisse. Am Ende des Songs, als schon alle applaudierten, sprach Ronan, als wären es seine inneren Gedanken: „Rest in Peace, my friend.“ Zu „Homeward“ zeigte Ronan sein ganzes Können im Gesang, indem er super lange eine Melodie sang, ohne einmal Luft zu holen. Davon schien er selbst überrascht und vollzog grinsend so eine Art Geht-Doch-Geste. Die Menge jubelte.
Gemeinsam zelebrierten Band und Fans die Stücke „Off Screen“, Sentinel“ und während „Gratitude“ bekam Ronan irgendwo her ein Getränk gereicht. Sein Musikerkollege am Syntehsizer bekam keinen Drink ab, worauf hin Ronan eine lustige Tränengeste im Gesicht vollführte und damit für allgemeine Erheiterung sorgte. Am Ende des Stücks jubelte die Masse schier unendlich, sodass Ronan in der dunklen Bühne eingehüllt schrie: „Thank you so much!!!“
„Testament“ und „Standing“ gehörten selsbtverständlich mit in das heutige Best-Of-Set hinein. Bei „Testament“ fragte Ronan zwischendurch die hinteren Gäste „People! Was macht ihr da drüben?“ Na was wohl, sie jubeltem ihm entgegen und gingen weiter ab. Zu „Standing“ kamen nach und nach die Worte „Bear your heart for all to see“ auf der Leinwand, was dann an der entsprechenden Stelle vom Publikum lauthals mitgesungen wurde. Auch hier folgte Jubel und Applaus, sodass man an Ronans Lippen ein „Wow“ ablesen konnte. Diese unglaubliche VNV-Nation-Stimmung brach auch bei „Everything“ und dem letzten Titel „The farthest star“ nicht ab. VNV NATION verabschiedeten sich mit einem „Thank you so much!“ Doch natürlich ließ die Menge die Jungs noch lange nicht gehen. Sie gaben noch 2 Zugabeblöcke, wobei der erste aus „Cold“, „Chrome“ und „Solitary“ bestand, die Menge ihn aber auch dann noch nicht ziehen lassen wollte. Also kamen sie nach ein paar Minuten mit ohrenbetäubenden Zugabeschreien und Klatschen noch ein zweites Mal zurück und performten meinen persönlichen absoluten Lieblingssong „Nova“. Dann baten VNV Nation Stephan L. Groth von APOPTYGMA BERZERK auf die Bühne, um gemeinsam den Remix „Kathy’s Song“ zu präsentieren. Auch „Beloved“ und „Resolution“ durften nicht fehlen, bevor sich VNV Nation mit „Perpetual“ endgültig von ihrem Gig in Dresden zum 20-jährigen Jubiläum nach sagenhaften drei Stunden verabschiedeten.
FAZIT
Das Jubiläumskonzert war der Hammer – drei Stunden VNV-Kosmos pur, die Lichtshow einfach nur genial. Ich habe VNV NATION nicht das erste Mal live gesehen, aber ich muss sagen: Es ist immer wieder ein Erlebnis. Jedes Mal macht sich das VNV-Universum auf und nimmt einen mit auf seine unendlich emotionale Reise. Suchtgefahr!!! Bitte mehr davon!
Text: Sandra Aehnelt @ emotions of seasons
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