[de:ad:cibel] Interview 2010

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Interview mit der Band deadcibel [de:ad:cibel] - Daniel & Armin im Interview mit HELL-ZONE.de
Mai 2010

 

"... umschreibt für uns extrem laute, angriffslustige und durchdringende Musik ... "

 

In den Tiefen der Newcomerszene entdeckten wir die Mannen Galda/Kuester mit ihrem Electroprojekt [de:ad:cibel]. Wer und was sich dahinter verbirgt, warum man sie nicht wirklich als Newcomer bezeichnen kann und Einiges mehr konnten wir in einem Interview mit Daniel Galda und Armin Kuester besprechen.


 
HELL-ZONE (HZ): Ihr bezeichnet eure Musik selbst als Bass Maschine mit dem Hang zur Depression, Emotion und Wahnsinn. Eine interessante Interpretation die ihr uns bitte mal erklärt was damit ausgedrückt werden soll.
Daniel: Der Begriff „Bass-Maschine“ beschreibt den treibenden und tanzbaren Charakter unserer Musik. Egal ob wir einen Song eher minimalistisch, etwas üppiger oder melodisch strukturieren - der Bass ist in unseren Songs ein wesentliches Element. Mit ihm steht oder fällt ein Song beziehungsweise landet auf unseren Veröffentlichungen oder in der Tonne. Da sind wir kompromisslos. Diese Kompromisslosigkeit spiegelt sich auch in unseren Texten wieder. Wenn man gezwungen wäre die Zeit, in der wir gerade leben, mit einem Wort zu beschreiben, wäre „Wahnsinn“ angemessen. Dieser Wahnsinn zieht mich ab und zu richtig runter und aus diesen Emotionen heraus schreibe ich die Texte. Dann entstehen Songs mit Namen wie „God is a human product“, „Attack Authorization“, „Geteert und Gefedert“ oder „Selektionsfunktion“. Diese Songnamen sind Beispiele, die dir andeuten sollen, was ich meine.
Alles hat einen leicht depressiven und wahnsinnigen Unterton. Die treibenden Monsterbässe, vom Anfang meiner Antwort, gepaart mit den Texten ergeben diesen explosiven Cocktail, den [de:ad:cibel] ausmacht. Und der Cocktail scheint zu wirken. Jeder der uns sieht und hört ist positiv überrascht. Wir werden momentan mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Das Gefühl ist gut.
 

HZ: Eingangs bereits erwähnt, passt der Status Newcomer nicht so wirklich zu euch. Ihr habt eine lange und sehr imponierende Musikvergangenheit hinter euch. Erzählt doch mal ein bisschen was von euch selber.
deadcibelDaniel: Armin und ich spielten in der Vergangenheit mit/für verschiedenste Bands. Beispielsweise arbeitete Armin zusammen mit Yello Gründer Carlos Perón am Projekt „Inca Hunters“ oder hatte auch schon ein Electro Projekt Namens „The 3rd Culture“. Neben [de:ad:cibel] produziert er gerade ein Progressive Pop Projekt namens „Diskarnate“ zusammen mit der ehemaligen Magnetic Fields Sängerin Susan Anway und Jack Andrews. Ich war vor längerer Zeit für Bands wie „Das Ich“ oder „kAlte fArben“ tätig.
Zusammen waren Armin und ich in der Band „Skorbut“ aktiv. Also wirklich neu und frisch ist nur der Bandname [de:ad:cibel]. Hinter dem Namen stehen zwei Leute, die ihr Handwerk gelernt haben, wissen was sie da tun und nur bedingt als Newcomer bezeichnet werden können. ;-)

HZ: Wann kam es denn zur Gründung eures Projektes [de:ad:cibel] und was verbirgt sich hinter dem Namen?
Armin: Wir werden oftmals gefragt, welche Bedeutung hinter dem Namen [de:ad:cibel] steckt. Auf jeden Fall handelt es sich um eine Wortneuschöpfung. Der Hintergrund dazu ist ein wenig technisch: es geht konkret um die Dynamik in der Musik, also dem Unterschied zwischen leisen und lauten Passagen. Technisch gemessen wird Dynamik mit der Einheit „Decibel“. Klassische Musik hat oftmals hohe Werte um die 40 Decibel. Der Lautstärkeunterscheid zwischen einer leisen Solo-Instrumenten-Passage und dem Spiel aller Orchesterinstrumente mit „Vollgas“ birgt eben schon enorme Lautstärkeunterschiede. In der modernen elektronischen Musik dagegen ist Dynamik kaum mehr vorhanden. Alles ist sehr aggressiv gemischt und der Sound schlägt einem regelrecht um die Ohren. Das führt soweit, dass sich die Dynamik mancher Mixe wirklich auf den Nullbereich zubewegt. Wir haben die Null durch ein „dead“ ersetzt, was zu folgender Logik führt:
[de:ad:cibel] umschreibt für uns extrem laute, angriffslustige und durchdringende Musik. Und das trifft bei unserem Sound und sicherlich generell im Genre Electro oder Industrial den Nagel ziemlich auf den Kopf! Losgelöst vom Thema Musik würde ich noch sagen, dass wir generell in einem [de:ad:cibel] Zeitalter leben. Häufig fällt in Werbung und Medienwelt nur noch der auf, wer am „lautesten“ in Erscheinung tritt.
  Daniel: Und ergänzend zu Deiner Frage bezüglich der Bandgründung. Armin und ich kennen uns seit circa 3 Jahren. Wir lernten uns während der Arbeiten des Skorbut Albums „Firewall“ kennen. Armin ist ein guter Freund von Jörg Hüttner, mit dem ich damals an Skorbut arbeitete. Armin schrieb für das „Firewall“ Album einen Song und remixte mehrere unserer Songs. Als Jörg keine Zeit mehr hatte an Skorbut weiter zu arbeiten, entschlossen sich Jörg und ich dazu Armin zu fragen, ob er nicht Lust hätte bei Skorbut einzusteigen. Er hatte darauf Lust und das Ergebnis war der Song „Phantom Pain“.
Die Zusammenarbeit zwischen mir und Armin war absolut fruchtbar. Wir spielten gemeinsam um die 10 Songs ein, die ursprünglich für Skorbut gedacht waren. Wir kamen aber beide zu der Ansicht, dass die Songs so gar nichts mit Skorbut zu tun hatten. Wir beschlossen also unser eigenes Projekt zu gründen. [de:ad:cibel] war geboren.
 

HZ: Wie sieht bei euch die Arbeitsaufteilung aus oder macht ihr beide Alles gleichermaßen?
Daniel: Der Rollenverteilung liegt zu Grunde, dass jeder das beisteuert, was er am besten kann. Armin ist einer der besten Musiker die ich kenne, also ist er bei uns natürlich für den Sound und die Technik zuständig. Ich schreibe die Texte und singe sie ein. Natürlich inspirieren wir uns bei der Arbeit auch gegenseitig.
 

HZ: Beschreibt doch mal euren Musikstil und lasst ihr euch von anderen Einflüssen bzw. Stilen beeinflussen?
deadcibelDaniel: Wir bewegen uns in keinem Vakuum. Natürlich werden auch wir beeinflusst, in dem was wir tun. Das zu leugnen wäre Blödsinn. Aber [de:ad:cibel] ist definitiv kein Plagiat irgendeiner schon existierenden Band. Du wirst dich schwer damit tun, irgendwelche Vergleiche anzustellen. 
Letztens spielte ich unsere Songs einem Bekannten vor, der auch DJ ist. Seinen Kommentar fand ich cool. Er meinte: „Jeder Song ist anders, aber auf seine Art geil. Trotz der Abwechslung ist ein roter Faden zu finden und man weiß immer, dass es sich um ein und dieselbe Band handelt.“ Zum Schluss fragte er noch, wie wir das so souverän hingekriegt hätten. Das war für mich ein riesiges Lob. Fakt ist, dass [de:ad:cibel] ein unwahrscheinlich großes Spektrum hat. Wir haben Songs wie „One of 47“, die eher in eine melodische Electrorichtung gehen, dann brachiale Industrial-Songs oder EBM Songs. Aber alles zusammen klingt trotzdem wie aus einem Guss. Es ist daher schwierig, uns in eine definitive Schublade reinzuzwängen.
 

HZ: Mit welchen Leuten arbeitet ihr  auf den Ebenen Management, Promotion und Booking zusammen und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Daniel: Für Promotion und Management ist Jörg von moresign verantwortlich. Im Booking werden wir von Markus (Promofabrik Booking) unterstützt. Wir sind schon lange genug dabei um zu wissen, dass solche Optionen nicht jeder Newcomer hat. Wir müssen aber auch sagen, dass wir diese Kontakte noch vor einem Jahr gar nicht kannten. Die Jungs sind einfach über unsere Musik gestolpert, waren begeistert von dem was sie da hörten und unterstützen uns seit dem. Dieser Fakt spricht für unsere Musik. Die Zusammenarbeiten sollen aber nicht bedeuten, dass sich interessierte Leute nicht auch direkt bei uns melden können. Also wenn sich jemand da draußen berufen fühlt, mit uns ein Interview zu machen oder uns gerne für ein Konzert buchen will, kann er sich auch gerne direkt an uns wenden. Je nachdem wie komplex der Sachverhalt ist, stellen wir die Kontakte zu den Verantwortlichen her oder reagieren auch gleich selber. Also nur Mut!
 

HZ: Ihr habt in diesem Jahr eine EP zum Download angeboten. Im Vorgespräch erfuhren wir, dass es dieses Jahr noch Veröffentlichungen von euch geben soll. Könnt ihr da schon was Genaueres sagen?
deadcibel-architecture-ep Daniel: Momentan gibt es auf unserer Homepage www.deadcibel.com eine freie Download E.P. zum herunterladen. Sie heißt „One of 47/ Architecture“ und enthält 6 Songs. Mit dem Song „Architecture“ stiegen wir sogar in die GEWC-Charts ein und konnten uns da 10 Wochen halten. Auch das sehen wir nicht als Selbstverständlichkeit an. Auf diesem Weg noch mal ein dickes Dankeschön an alle, die uns in den GEWC unterstützt und für uns gevotet haben.
Demnächst erscheint auch ein neuer unveröffentlichter Song auf einem Radio-Sampler wo ich aber den Sender noch nicht nennen werde; nur aus reinen Promotiongründen da der Sampler musikalisch und optisch weit mehr anbietet als das übliche Einheitsbreiprogramm. Der Song heißt "B.I.I.D.".
Für 2010 ist natürlich auch die Veröffentlichung unseres Debutalbums geplant. Es wird „Klondike“ heißen. Benannt nach dem Fluss in Nordamerika, an dem das sogenannte „Goldfieber“ bzw. „Klondikefieber“ ausbrach. Wir finden den Namen für ein Debut passend. Momentan herrscht im [de:ad:cibel] - Quartier Goldgräberstimmung ;-). Parallel arbeiten wir schon an diversen Remixen. So kann es sein, dass wir unsere Fans noch dieses Jahr mit zusätzlichem Material versorgen können. Aber auch hier zählt Qualität vor Quantität und es wird mit Sicherheit keine Schnellschüsse geben.
 

HZ: Eure Songs scheinen gut anzukommen. So ist der Song „Architecture“ z.B. bei unserem Partner Radio HaZZard of Darkness in den Newcomer-Hörercharts gelandet. Wie seht ihr diese Entwicklung und ist der Song evtl. schon euer erster „Hit“?
Daniel: Mit dem Begriff Hit gehe ich immer vorsichtig um. Ich sehe die Platzierung als erstes Ausrufezeichen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Es ist natürlich eine Ehre für uns und wir müssen jetzt nachlegen und den Leuten beweisen, dass wir zu mehr in der Lage sind. Mit diesen Ergebnissen im Rücken macht es natürlich um so mehr Spaß an weiteren Songs zu arbeiten. Ich habe vorhin schon erwähnt, dass uns diese Vorschusslorbeeren unheimlich viel Kraft geben.
 

HZ: Was plant ihr für dieses Jahr noch und wird es Konzerte von euch geben?
Daniel: Wir hatten vor circa 4 Wochen unseren ersten regulären Auftritt - der war in Holland. Wir waren als Vorband einer anderen renommierten Band angesetzt. In Holland kannte uns bis dahin auch noch keiner. Die Leute sind voll abgegangen und wir durften 3 Zugaben spielen. Das waren drei mehr als bei der Hauptband ;-). Vor wenigen Tagen kam ein Angebot für eine Russland Tour rein. Das ist im wesentlichen unsere alte Skorbut Fanbase aus Russland, die sich da meldet. Auch die wollen uns natürlich mit der neuen Band unterstützen. Wir überlegen noch in wie weit wir dafür Zeit haben. Du musst wissen, dass wir beide in Studium und Job eingebunden sind. Es ist da nicht so einfach mal kurz zwei Wochen blau zu machen. An den Ausführungen erkennst du schon, dass 2010 für uns ein straffes Jahr wird. Oberste Priorität hat natürlich unsere erste CD. Konzerte in Deutschland sind in Planung. Und ansonsten lassen wir uns einfach mal überraschen.
 

HZ: Zum Abschluss eure letzten Worte an unsere Leser. Was wolltet ihr schon immer mal sagen und loswerden?
Daniel: Besucht uns einfach mal auf www.myspace.com/deadcibel . Ansonsten vielen Dank an Euch für diese Plattform und natürlich an die Leser des Interviews.

Vielen Dank für eure Zeit und das nette Interview. Viel Glück und Erfolg in der Zukunft!
 
Bandmitglieder:
Daniel Galda - Vocals
Armin Kuester - Music
Informationen zur Band im Netz:
 
 

 

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